Was passiert, wenn echter Parkettboden aus der legendären Great Hall in Hogwarts in die Oberpfalz geliefert wird? Dann wird zwar kein bayerischer Harry Potter verfilmt, aber es werden hollywoodreife Meisterstücke gedreht.
Der Zauberer ist Franz Zetzl aus Parkstein. Sein Werkzeug ist nicht ein Zauberstab, sondern eine Drechselbank, mit der er aus dem begehrten Holz individuelle und exklusive Handarbeiten dreht. Sein ungewöhnliches Hobby hat ihn mittlerweile überregional bekannt gemacht. Der künstlerische Umgang mit Holz liegt ihm scheinbar im Blut. Inspiriert von seinem Großvater, hat Zetzl schon als Kind an der Drechselbank „Blödsinn gemacht“. 2008 hat sich der heutige Vertriebsmitarbeiter eines Parksteiner Medienunternehmens dann „zum Spaß“ eine eigene gekauft, um zunächst Teller oder Schalen für den Hausgebrauch zu fertigen. So richtig angefangen mit dem Nebenerwerb hat der 46Jährige schließlich mit der Fertigung eines Schaltknüppels für einen VW-Käfer-Oldtimer. Ein Käferclub aus Luxemburg ist auf das exklusive Einzelstück aufmerksam geworden und hat prompt 40 davon bestellt – Grund genug für den Handwerker, sich ein professionelleres Arbeitsgerät zuzulegen: „Mit einer Präzisionsmaschine bin ich effektiver und die Arbeit macht gleich viel mehr Spaß“, erklärt der Parksteiner „Meister Eder“.
Eher zufällig probierte sich Zetzl an Bausätzen, mit denen er hochwertige Füller und Kugelschreiber produzieren wollte. Aus seinen Ideen im Kopf, der Ruhe und dem Feingefühl seiner Hände und den ausgesuchten Materialien entstehen seither einzigartige Schreibobjekte. In Verbindung mit Kunstharz und dem Einsatz von großem Feingefühl lässt sich fast jedes Material für den Schaft verwenden. Autoren lassen sich aus den Seiten ihrer Werke individuelle Stifte drechseln, mit denen sie bei Buchvorstellungen oder auf Messen ihre Publikationen signieren. Auch Notenblätter ganzer Sinfonien werden in Form eines Schreibgeräts verewigt. Der Kundenstamm ist so unterschiedlich wie die Designauswahl. Es gibt nichts, was es nicht gibt: Maiskolben, Kaffeebohnen, Skateboards, Pfefferkörner, Jeans-Hosen oder eben Parkett aus einer zauberhaften Filmkulisse zählen zu den besonderen Referenzen.
Durch die Hinzunahme von Zimt, Anis und Nelken können die Objekte wunderbar parfümiert werden. „Das Gute und Besondere daran ist, dass der Geruch nicht verfliegt“, verspricht Franz Zetzl.
Anfang der 1960er Jahre wurde eine abgestorbene, aber gut erhaltene Mooreiche im Donauried geborgen. Das forstbiologische Institut München bewies nach wissenschaftlichen Untersuchungen, dass es sich dabei um einen Baum aus dem Jahr 2055 v. Chr. handelt. Dies war auch ein genialer Fund für den Holzkünstler, der immer auf der Suche nach alten oder geschichtsträchtigen Hölzern ist. So faszinierend auch die erhaltene Beschaffenheit dieses Baumes war, so faszinierend ist auch der weitere Werdegang dieses Holzes. Eine Kopie des entsprechenden Gutachtens befindet sich wohl gehütet in Zetzls Büro. Aus diesem Holz wurde letztlich ein exklusiver ein Schreibtisch für den Vatikan in Rom gefertigt – und auch drei Füller aus Zetzls Sammlung, von denen lediglich einer zum Verkauf steht. „Ich bin immer auf der Suche nach alten oder besonderen Hölzern mit Geschichte – das fasziniert mich einfach.“
Zetzl ist regelmäßig auf Märkten unterwegs – auch über den Freistaat hinaus. Besonders beliebt ist sein Handwerk in der Weihnachtszeit. Wer ein einmaliges Schreibgerät verschenken will, sollte seine Bestellung aber rechtzeitig aufgeben. Pro Jahr schafft Zetzl rund 700 Exemplare. Mit den Weihnachtsaufträgen beginnt er teilweise schon im März. Durchschnittlich 20 Stunden in der Woche sind nötig, um der hohen Nachfrage nachzukommen. Für Zetzl aber kein Stress: „Wenn ich in der Werkstatt bin, bringt mich das absolut auf den Nullpunkt, da kann ich richtig abschalten.“ Natürlich fordert das Handwerk aber auch Büroarbeit. Inzwischen stehen auch Kleinserien mit Lasergravur im Angebot zum Beispiel für Unternehmen, die mal was Besonderes verschenken wollen.