Brennen für die Region

Wolfgang Kriechenbauer aus Störnstein ist ein Allrounder, der im wahrsten Sinne des Wortes für die Region brennt. Er ist hobbymäßig Landschaftspfleger, Bo-taniker, Obstbauer, Dorfplaner oder Natur- schützer – und eben Schnapsbrenner. Alle diese Aufgaben sind für ihn Herzens-angelegenheiten.

„Drei Schnaps sind ein Bier“,

behauptet der Experte, lächelt und macht danach eine kleine Pause zum Nachdenken. Stimmt’s? Ein Bier mit dem Alkoholgehalt von fünf Volumenprozenten schlägt demnach bei einem halben Liter Menge mit 25 ml reinem Alkohol zu Buche. Ein „Stamperl“ Schnaps mit vierzig Volumenprozenten beinhaltet bei einer Menge von 2 cl lediglich 8 ml und passt folglich dreimal in den Gehalt einer Halben. Der Brenner weiß also, wovon er spricht: „Dem Brand wird beim Kopfweh am Tag danach oftmals der schwarze Peter zugeschoben.“

 

1983 hat der ehemalige Anästhesie-Pfleger mit dem Brennen begonnen – damals als Ausgleich zum Job im Operationssaal. 2000 hat er sein Hobby ein Stück professionalisiert: Direkt im Wohnhaus in Störnstein eröffnete er die Brennerei und reduzierte seine Arbeitszeit im Klinikum. Von Beginn an hat er Frau Helga und Sohn Hannes mit einbezogen, die ihm bei allen Tätigkeiten unter die Arme greifen. Seit Anfang 2018 ist er nun Rentner und kann sich ganz seinem „Fulltime-Hobby“ widmen. Denn Schnapsbrennen ist für Wolfgang Kriechenbauer weit mehr als die reine Produktion von Spirituosen.

 

„Ich bin das ganze Jahr über gut beschäftigt“, beschreibt er seinen Zeitaufwand. Seine Aufgaben reichen neben der Ernte und dem Destillieren an sich von der Landschaftspflege und dem Naturschutz bis hin zum Veranstalten von Show-Destillationen. Der Brenner war sogar in den Planungsarbeiten zur Dorf-Neugestaltung für den Störnsteiner Ortsteil Lanz involviert. Die meiste Zeit verbringt er allerdings damit, eigene und fremde Erntepflanzen im Umkreis von fünfzehn bis zwanzig Kilometern zu pflegen. „Das ist keine Plantagenware – ich fahre von Baum zu Baum.“ Neuanpflanzungen, Veredelungen und Zuschnitte stehen auf dem Programm. In diesem Zusammenhang bewahrt Kriechenbauer auch Sorten wie beispielsweise die „zuckersüße und vollaromatische“ Honigbirne vor dem Aussterben in unserer Region.

Schnaps ist nicht gleich Schnaps

Geschmacksmessungen geschehen in der Störnsteiner Brennerei ganz ohne Anlagen und Computer – sondern mit der Zunge. „Natürlich muss ich jeden meiner Brände auch selbst probieren“, versichert Kriechenbauer. Die Kunden wollen von ihm genau wissen, wie jede einzelne Spirituose schmeckt. Das Brennen ist für den Rentner auch ein ständiger Lernprozess, bei dem es gilt, Erfahrung und Lust auf Neues miteinander abzuschmecken.

 

Gerne erklärt der Schnapsbrenner seinen Besuchern, was sich hinter dem Fachbegriff Oechsle verbirgt: Es ist der Zuckergehalt eines Brandes, welcher in der Maßeinheit Oechsle angeben wird. Namensgeber ist der Deutsche Ferdinand Oechsle, der im 19. Jahrhundert die Mostwaage erfand, mit der man die spezifische Dichte von frisch gepresstem Traubensaft misst. Weinkenner wissen, dass dieses sogenannte Mostgewicht auch ein Indikator auf den späteren Alkoholgehalt nach der vollständigen Vergärung des Zuckers ist. „Je mehr Oechsle ein Brand aufgrund seiner Zutaten hat, desto süßer schmeckt er“, erklärt der Experte die Faustregel fürs Brennen und betont, dass in seinen Produkten keinerlei Zusatzstoffe enthalten sind: „Da ist nichts drin, was nicht hineingehört.“ Mittlerweile umfasst die Produktpalette von Wolfgang Kriechenbauer ca. 30 verschiedene Sorten. Angefangen von klassischen Steinobstbränden über Brände aus alten Nordoberpfälzer Apfel- und Birnensorten bis hin zu Beeren- oder Wildfruchtbränden sowie verschiedenen Likören stehen seine Kunden oftmals „vor der Qual der Wahl“. Für jeden Anlass und Geschmack ist der richtige  „Genussbrand“ vorrätig. Auf der urigen Terrasse im traumhaft angelegten Garten direkt hinter der Brennerei bietet sich die Gelegenheit, neben einer Verkostung auch interessante Informationen aus „erster Hand“ zu erhalten.