Keine Angst vor großen Bullen

Titelbild-Beitrag-TheresaBäumler
Wenn Theresa Bäumler und Patrick Neuber ihre noch so junge berufliche Lebensgeschichte erzählen, dann erweckt das durchaus Bewunderung und Respekt. „Gott sei Dank Freitag!“ oder „Hoch die Hände, Wochenende!“ sind für die meisten von uns bekannte Floskeln für heiß ersehnte Auszeiten – Auszeiten, welche das Paar so nicht kennt. Denn eine Sieben-Tage-Woche mit unregelmäßigen Arbeitszeiten lässt wenig Zeit zum „Beinehochlegen“.
Ein Paar, das sich gefunden hat
Wenn es den passenden Topf zum Deckel gibt, dann sind Theresa und Patrick das beste Beispiel dafür – wobei es allerdings bei den beiden besser „zur Bäuerin den passenden Bauern“ lauten sollte. Die ehemalige Gymnasiastin und Tochter eines Obertresenfelder Schreiners hatte schon immer den Traum, sich später einmal als Landwirtin zu verwirklichen. Als gebürtige Obertresenfelderin verbrachte sie viele Kindheitstage im Milchbetrieb der Nachbarn. Hier lernte Theresa den Umgang mit Nutztieren sowie den Alltag auf einem Bauernhof kennen und träumte von einem eigenen Betrieb.
Viele Wege führen zum Landglück
Es war purer Zufall, dass Theresas Weg zum Traumberuf auch zum Traummann führte. Sollten viele im Glauben sein, dass nur Hofbesitzer den Beruf des Landwirts oder der Landwirtin erlernen, ist dem nicht so. Die beruflichen Perspektiven und Karrierechancen ohne eigenen Betrieb sind in der Branche weit gefächert. Als Meister oder Meisterin einen Lehr- oder Ausbildungsberuf auszuüben oder als Betriebshelfer, Besamungstechniker, Fütterungsberater o.ä. tätig zu sein, sind nur einige wenige Beispiele für die vielfältigen Berufsmöglichkeiten in der Landwirtschaft. Patrick absolvierte die erforderliche Ausbildung und sammelte dabei auch in Fremdbetrieben wie in Almesbach bei Weiden berufliche Erfahrungen. Hier kreuzten sich Theresas und Patricks Wege – und aus zwei Richtungen wurde eine gemeinsame.
Altbacken war gestern
Schon lange gibt es in der Landwirtschaft keine strikt geschlechtsspezifisch getrennte Verteilung der Arbeiten mehr. Die heutige Generation arbeitet stattdessen Hand in Hand. Viele Landwirtinnen übernehmen daher auch vermeintlich männliche Tätigkeiten wie das Traktorfahren oder das Einbringen der Ernte und nicht selten stehen junge Landwirte auch in der Küche am Herd. Theresa und Patrick schätzen es, gemeinsam zu arbeiten und Zeit miteinander zu verbringen. Für beide steht das Tierwohl an erster Stelle. Daher ist es auch kein Wunder, dass sie jede ihrer Milchkühe mit Namen kennen. So mangelt es im Stall auch nicht an „Spa-Bereichen“ für das liebe Vieh, wobei sich die vorhandenen Massagebürsten und Duschanlagen bei den Kuhdamen besonderer Beliebtheit erfreuen. „Ich war schon immer von der Vorstellung, mit Tieren arbeiten zu können begeistert und besonders die Haltung von Kühen ist für mich wertvoll. Anders als mit Schweinen arbeitet man mit Kühen einige Jahre lang tagtäglich zusammen. Und da jedes Tier seinen eigenen Charakter hat, bleibt es immer spannend“, erzählt Theresa und lässt uns ihre tiefgründige Berufsliebe spüren.
Keine Angst vor großen Bullen
Nebenbei ist die junge Bäuerin noch in einem Zuchtbullenbetrieb tätig. „Angst darf man keine zeigen, sonst sinkt der Respekt des Bullen in Windeseile und dies könnte gefährlich werden“, so Theresa. Neben der Naturverbundenheit und des Geschicks im Umgang mit Tieren sind auch handwerkliche Fähigkeiten eine wichtige Grundvoraussetzung. Patrick kann auf all dies zurückgreifen und lässt sich auch gerne durch selbst gebaute Roboter schwere und mühsame Handgriffe erleichtern. So kehrt zum Beispiel sein „robotisierter Reifen der Marke Eigenbau“ auf dem Futtertisch den Tieren das Fressen zu.
Von guten Freunden und Skepsis umgeben
Auf ihren Freundeskreis können beide zählen. Man schätzt ihre Arbeit. „Zu Schulzeiten musste ich mir aber auch des Öfteren negative Äußerungen über unseren Berufsstand anhören“, erinnert sich Patrick emotional zurück. Seiner Meinung nach liegt das Problem oft an fehlgesteuerten Schlagzeilen in den Medien – alle wollen zwar Umweltschutz, aber keine Massentierhaltung. Doch nicht alles könne auf das Konto der Landwirtschaft verbucht werden. Aktive Umweltpflege und Klimaschutz seien ein großes Thema innerhalb der Betriebe, was jedoch viel zu wenig an die Öffentlichkeit getragen werde. Gäbe es das Fach „Ernährung“ in Schulen, wüssten wenigstens die Kinder, woher ihr Essen stammt. Es fehle an Aufklärungsarbeit und es überwiegen oft die aufgebauschten Negativberichte über die Landwirtschaft. Massentierhaltung und die Rentabilität der Betriebe werden sicherlich noch lange ein kontrovers diskutiertes Thema bleiben.
Traum erfüllt - wunschlos glücklich?
Mit dem Beginn der Meisterfortbildung kommt Theresa ihrem Traum bereits in jungen Jahren den „Landwirtschaftlichen Meister“ abzuschließen, nun ein großes Stück näher. Noch glücklicher wäre sie jedoch, wenn es jedem Betrieb möglich wäre, die Tiere in Weidehaltung zu beherbergen. Dies ist aufgrund der oft mangelnden Flächen der einzelnen Höfe jedoch nicht durchführbar. Was Theresa aber unendlich glücklich macht, ist der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft innerhalb der meisten Landwirtsfamilien. Alles in Butter wird dann für das „Dreamteam“ sein, wenn es den selbigen später einmal per Direktvertrieb mit einer Milchtankstelle vertreiben kann.