Im Einklang mit der Natur

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Mutter Natur kann richtig stolz sein, über das, was aus ihren Sprösslingen wird, wenn sie bei Markus Ertl unterkommen. Er fertigt einmalige Skulpturen aus Bäumen und lässt sie damit als Kunstwerke weiterleben.
Natürlich geschaffen, künstlerisch verewigt
Die Wurzeln seines Hobbys stammen ursprünglich aus Nordamerika. Dortige Holzhauer hatten erstmals die Idee mittels Kettensägen Figuren aus Baumstämmen zu schnitzen. Mit der Zeit erfreute dies sich immer größerer Beliebtheit und es fanden „Schnitz-Wettbewerbe“ statt. Als Trend in Großbritannien angekommen dauerte es nicht mehr lange, bis auch in Deutschland vor etwa 30 Jahren die Kettensägen kunstvoll geschwungen wurden. Andreas Martin gewann als erster Deutscher den großen Sägewettbewerb in Großbritannien und entfachte damit den Beginn vieler Events auch in Deutschland.
Der Geburtstags-Hintern
Wenn man Markus nach dem Beginn seiner Schnitzkarriere fragt, dann muss er sich erst einmal setzen. Mit dem Hinterteil fing nämlich alles an. Es war an einem seiner Geburtstage, als er aus der Notsituation, zu wenig Sitzgelegenheiten für seine Gäste zu haben, kurzerhand einen Hocker aus einem Baumstamm sägte und aus purem Spaß die Sitzfläche als Hintern gestaltete. Ein Gast war so begeistert davon, dass er Markus beauftrage, selbigen Hocker nochmals und sogar überdimensional für ihn zu schnitzen. Gesagt, getan – und für den heutigen Profi war dies der Startschuss, sich mit dem Thema „Kettensägen-Schnitzen“ intensiver zu befassen. „Vor zehn Jahren gab es noch nicht wirklich viel im Internet darüber zu finden, um sich via „YouTube“ Wissen anzueignen. Es wurden zwar Kurse angeboten, aber die kosteten natürlich schon ihr Geld“, denkt der Schnitzer an seine sogenannten „Lehrzeiten in Eigenregie“ zurück.
Wo gesägt wird, fallen auch Späne
Hauptberuflich bei der Straßenmeisterei Weiden als Straßenwärter beschäftigt hatte Markus schon jeher mit Motorsägen zu tun. Aber einen Baum als Figur weiterleben zu lassen, damit hatte der Vohenstraußer keinerlei Erfahrung. „Wenn ich daran denke, dass ich anfangs für den misslungenen Versuch eine Eule heraus zu sägen eine Woche Zeit und ca. 30 Liter Benzin verbrauchte, kann ich heute nur noch den Kopf darüber schütteln“, gibt der „Holzflüsterer“ ehrlich zu.
Es ist die gute Beziehung zwischen Holz und Hand
Zwei, die sich gut verstehen müssen, um solche Kunstwerke wie Markus zu erschaffen, ist der Werkstoff Holz und die künstlerische Hand. „Werken war für mich immer ein Fach des Grauens. Ich war eher der Musiker mit der Trompete unter dem Arm“, erzählt der heutige Holzkünstler. Was zunächst eher einer schlechten Ausgangssituation gleicht, zeigt auf beeindruckende Weise, wie sich Fähigkeiten und Talente mit der Zeit entwickeln können. Eine österreichische Kunstschnitzerin gab ihm folgenden Ratschlag: „Lerne zeichnen oder mache Fotos, und wenn du das gut auf’s Papier bringen kannst, dann geht auch das Schnitzen von der Hand.“
Nach viel Power ausgepowert
Mit viel Hingabe bis zum letzten Messerschliff fertigt Markus Ertl unterschiedlichste Figuren wie Hexen, Pferdeköpfe, Drachen, Aktfiguren und am liebsten Gesichter mit übertriebener Mimik an. Meistens geben ihm seine Kunden absolute künstlerische Freiheit hinsichtlich des Aussehens. „Wenn man aus einem Holzblock von etwa einem Meter Durchmesser und zwei Metern Höhe mit einer zehn Kilogramm schweren Motorsäge etwas herausarbeitet, ist man mehr als ausgepowert. Trotz der Anstrengung ist es für mich eine meditative Entspannung, wenn ich meine Musikkopfhörer aufsetze und loslege“, lässt uns Markus in sein Innerstes sehen. Gemeinsam mit 14 Schnitzfreunden in Teamwork gelang es dem Vohenstraußer sogar, einen 9,91 Meter großen Bären (größter geschnitzter Bär der Welt) anzufertigen. Irgendwann hofft Markus darauf, seine Fähigkeiten noch so weit ausbauen zu können, um sein Traummotiv „Maria mit dem gekreuzigten Sohn“ nach Art von Michelangelos „Pieta“ darstellen zu können. Die faszinierenden Werke der einstigen großen Kirchenmeister berühren den jungen Künstler seither und spornen ihn immer wieder an, das teure und kräftezerrende Hobby weiter zu betreiben.
Abschiedsschmerz und Wehmut
Ja, es gibt Figuren, die beim Verkauf im Herzen des „Vaters“ ein klein wenig Wehmut hinterlassen. Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viel Schöpferkraft in jedem Unikat von Markus steckt. Wenn er Jahre später wieder eine Figur entdeckt, dann erweckt das oft Wiedersehensfreude in ihm, aber auch Missfallen über wenig Wertschätzung. „Es gibt immer wieder Käufer, die achtsamer mit einer Figur umgehen könnten. Da würde oft schon eine Steinplatte als Feuchtigkeitsschutz gut tun, um ein schnelles Faulen des Holzes zu vermeiden“, erklärt der Fachmann. „Markus Chainsaw Arts“ – wo ein Baum ein Gesicht bekommt…