Wenn in Griechenland schon unser weltbekanntes Oktoberfest nachgeahmt wird, dann darf ein bayerisches Original natürlich nicht fehlen – ein bayerisches Original, das nicht männlicher sein könnte. Wobei es korrekt die bayerischen Originale heißen müsste, denn es sind neun junge Männer, die deutschlandweit nicht begehrter sein könnten, wenn es um Rhythmus und Schlagkraft geht.
Wir durften zwei von ihnen kennenlernen, Tobias Hero und Franz Hüttner – beides Mitglieder des „Neidaffer Plattlclubs“. (Auch wenn das Dörfchen offiziell Neudorf heißt, legen dessen Bewohner sehr viel Wert auf das umgangssprachliche „Neidaff“.)
Wir wollten wissen, wie „Mann“ dazu kommt, im Rhythmus von traditionell-modern-kombinierter Musik mit flacher Hand auf Oberschenkel, Knie und Schuhe zu schlagen. Wobei das „Plattln“ an sich ja eine weltweit bekannte Tradition in Bayern ist. Zu modernen Hits „aufzuschlagen“ ist jedoch eher eine Neuerfindung.
Franz Hüttner klärt uns auf: „Bei uns ist es traditionell so, dass in jedem Dorf zur Kirchweih, wir sagen in der Nordoberpfalz „Kirwa“ dazu, ein Tanz von den „Kirwamoidln“ und „Kirwaburschn“ aufgeführt wird. Dabei versucht jedes Dorf auf seine eigene besondere Weise herauszustechen. Und das war damals im Jahr 2010 auch unsere Motivation. So hatten wir die Idee, in unseren Tanz auch Schuhplattler einzubauen. Der Spaß bei den Proben war so groß, dass daraus eine „Plattl-Gruppe“ entstand. Unser erster Auftritt bei einem Geburtstag im Oktober 2011 sprach sich herum und so wurden wir immer öfter für Auftritte angefragt. Mittlerweile haben wir einen eigenen Tour-Bus bzw. „Plattl-Bus“ und reisen damit zu Auftritten durch ganz Deutschland – bis zu fünfzig Mal im Jahr.“
Was für ein Erlebnis! Einmal Griechenland und zurück! Diese Einladung werden die „Plattler“ sicher ihr Leben lang nicht vergessen und wahrscheinlich später noch ihren Urenkeln erzählen. Franz Hüttner erinnert sich mit einem breiten Grinsen im Gesicht an den Anruf, der nicht nur die Leitung zum Knistern brachte, sondern auch seine Lederhose. „Ja, das Telefon klingelte, ein mir bekannter Musiker erzählte, dass in Griechenland für ein großes Event einer politischen Stiftung unser bayerisches Oktoberfest nachgeahmt würde und man dafür gerne die „Neidaffer“ zum Plattln einladen möchte. Natürlich haben wir sofort zugesagt und sind für diesen einen Auftritt, der in einer unglaublich tollen Kulisse stattfand, kurzerhand in den Flieger gestiegen, sind gelandet, haben geplattlt und sind am nächsten Tag gleich wieder zurückgeflogen.“ Aber nicht nur im fernen Süden sorgt die neunköpfige Truppe für Stimmung, sondern auch schon des Öfteren in Österreich zu Après-Ski-Partys oder Hochzeiten.
In ihren witzig-charmanten Moderationen zwischen den Tänzen erklären sie auch schon mal in englischer Sprache – was ihnen übrigens leichter fällt, als Hochdeutsch zu sprechen – woher sie denn kommen. „Wir behaupten dann gerne, dass „Neidaff“ eine Weltmetropole mit etwa 500 ausgewählten Einwohnern sei – und wir davon die
wildesten. Es verwundert uns selbst immer wieder, dass doch so viele Menschen unser Heimatdörfchen bis dato nicht kennen“, erzählt Tobias spitzbübisch.
Ein solches Kulturgut in die Gegenwart zu transportieren ist für die Männer beim Showact die spannendste Herausforderung. Dass ihnen das so gut gelingt, liegt wahrscheinlich an den damit verbundenen Erlebnissen. „Meistens fängt jede Choreografie mit Traditionsmusik an, welche dann in angesagte Hits übergeht. Die Schlagabfolgen sind bei jedem Tanz anders. Nicht nur für uns sind die Auftritte körperliche Höchstanstrengung, sondern auch für unsere Lederhosen ist das „Klatschen“ purer Stress, sie werden nämlich dadurch mit der Zeit ziemlich dünn“, plaudert Franz aus dem „Leder-Nähkästchen“.
Eines steht fest: Wo die „Neidaffer“ Weltenbummler aufschlagen, ist alte Kultur in guten Händen.