Rita Spranger ist keine „Tante Emma“, sondern eine unternehmerische „Kreativ-Tante“. Dank ihrer einfallsreichen Ideen schafft es der kleine Dorfladen mit den großen Lebensmittelversorgern der näheren Umgebung mithalten zu können. „Es gab in Irchenrieth schon immer einen Laden, der die hiesige Bevölkerung mit Produkten versorgte. Ich selbst stamme aus einer Leuchtenberger Bäckerei und belieferte ihn mit unseren Backwaren. Als sich dann 2011 die Besitzerin aus dem Geschäft zurückzog, entschloss ich mich, den Markt selbst zu übernehmen und ihn so am Leben zu erhalten“, resümiert die gelernte Hauswirtschafterin und Bäckerin.
Rita übernahm den Laden so wie er war – ohne einen Tag Schließung zwischen dem Besitzerwechsel. „Das Geschäft lief lückenlos weiter. Zum einem konnte ich so möglichen Spekulationen hinsichtlich einer Schließung vorgreifen und zum anderen wollte ich die Versorgungskette nicht unterbrechen. Nachteilig war dadurch allerdings, dass ich meine Änderungswünsche oder Visionen für den Laden nicht vorab ausführen, sondern erst nach und nach während des laufenden Betriebes verwirklichen konnte. Ich weiß aber noch ganz genau, dass meine erste Neuerung die Vermarktung von regionalen Wurstwaren heimischer Metzger war. Der Laden sollte sich auch kundenfreundlicher gestaltet zeigen und den Leuten eine Möglichkeit bieten, dass sie eine gute Tasse Kaffee in einer gemütlichen Sitzecke trinken“, lässt uns die tatkräftige Geschäftsfrau wissen.
Nachdem die frisch gebackene Dorfladen-Besitzerin die Regale mit einer immer größeren Auswahl an regionalen Spezialitäten bestückt und viele neue Ideen erfolgreich umgesetzt hatte, hörte sie weiterhin auf ihr inneres Bauchgefühl. „Ich hatte bereits durch das Kochen für große Kantinen Erfahrung im Catering. Als dann eines Tages ein älterer Herr auf mich zukam und den Wunsch äußerte, dass es toll wäre, wenn man im Dorfladen ein Mittagsgericht genießen könnte, kribbelte es mir gleich im Magen. Also fingen wir an, Suppen und eine kleine kulinarische Auswahl an warmen Speisen anzubieten. Das Ganze entwickelte sich so gut, dass wir heute darüber hinaus mehrere Schulen und Kindergärten mit Essen versorgen. Derzeit betreuen wir neben den Dorfladen-Gästen ca. 23 Schulen und Kindergärten, was etwa 700 Portionen ergibt, die meine zwei Mitarbeiterinnen und ich täglich zubereiten. Wir setzen bei unserer Speisekarte, so weit es möglich ist, auf eine regionale Wertigkeit der Produkte. So kochen wir zum Beispiel für Suppenfonds noch selber Knochen aus, beziehen Kartoffeln von örtlichen Landwirten, um sie nach hausgemachter Art zuzubereiten, oder stellen aus den Äpfeln der umliegenden Gärten Apfelmus her, das besonders von den Kindern sehr gerne vernascht wird“, lässt uns die erfahrene Köchin wissen.
Was nicht auf dem Teller serviert wird, weckt das umtriebige Trio in Gläser ein. So kann man sich einen hausgemachten Schweinebraten, Rouladen, Hackfleischsoßen, Suppen oder auch Marmeladen gerne auch nach Hause in die eigene Küche mitnehmen. Das Salz in der Suppe ist für Rita Spranger allerdings, wenn sie am Ende des Tages einen Speiseplan aus der Schule oder dem Kindergarten zurückbekommt, auf dem ein Smiley als symbolisches Dankeschön für das leckere Essen gekritzelt wurde.
Heute befinden sich regionale Produkte natürlich im wirtschaftlichen Wettstreit mit Produkten aus aller Welt – eine Herausforderung, mit der auch das Team des Dorfladens umgehen muss. „Das Sortiment muss gut gewählt und überdacht werden. Der regionale Kunde kauft in der Tat ganz bewusst ein. Trotz des Preiskampfes schaut man heute etwas mehr darauf, was man isst. Glücklicherweise ist die Preisspanne zwischen Industriewaren und regionalen Produkten nicht mehr so groß wie früher. Allerdings bedarf es teilweise Aufklärungsarbeit, um die Menschen für „regionale Einfachheit“ zu sensibilisieren. Gerade bei örtlichem Gemüse ist es so, dass nur angeboten werden kann, was gerade jahreszeitlich geerntet wird. Was sich allerdings beobachten lässt, ist, dass junge Familien verstärkt zu Heimatprodukten greifen und auf gesunde Ernährung bedacht sind“, zeigt sich Rita erfreut über das veränderte Konsumverhalten.
Am Ende unseres herzlichen Gespräches lässt sich klar sagen, dass Rita Spranger der „perfekte Deckel zum Topf“ des Dorfladens ist – weil es für sie nie genug an Gutem sein kann.