Aus der Vergessenheit in die Zukunft geholt

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Heute sind es Türen, die herzlich willkommen heißen. Der Pleysteiner Altbürgermeister und Ehrenbürger Johann Walbrunn ist der Mann, der sofort bereit war, die Schlüssel in die Hand zu nehmen, um die Pforten des geschichtsträchtigen Gebäudes auf eine ganz besondere Art zu öffnen. Mit der intensiven Wiederbelebung steht das Haus ganz im Zeichen des Zurückschauens und des Weitblicks.

In seinen vier Wänden versprühen historische Zeiten gekonnt ihren Charme und verschmelzen ihn mit modernen Interpretationen. Ganz eingerostet war das Türschloss jedoch nie, denn bereits im Jahr 1967 wurde der obere Stock des Hauses seitens des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Alfons Goppel für demonstrative Zwecke der Mineralienkunde eröffnet. Die untere Etage diente parallel für Sozialwohnungen.

Belebt, besucht, begeisternd

„Heute bin ich sehr dankbar dafür, dass mir meine damalige Position als Bürgermeister von Pleystein es ermöglichte, Dinge anpacken und Initiator für verschiedene Anliegen sein zu können. Im Jahr 2004 bot sich dann die besondere Gelegenheit, einen Museumsarbeitskreis zu gründen, der es schlussendlich schaffte, das gesamte alte Gemäuer zu dem zu machen, was es heute ist“, resümiert Johann Walbrunn zufrieden.

Wer die Räumlichkeiten betritt, schreitet über eine Schwelle, die in der Historie bis in das Jahr 1688 zurückführt.

Matthias G. Freiherr von Wunschwitz errichtete seinerzeit das Haus, um es als Pflegeamt und Wohnhaus zu nutzen. Weiter diente es als Kloster der Armen Schulschwestern und als Schulhaus. Erst 1967 fand darin die Eröffnung des Museums und „Hauses der Heimat“ statt. Das heutige „Stadtmuseum Pleystein“ ist demnach ein Vorzeigeobjekt für Engagement und Enthusiasmus. „Es bedurfte damals schon sehr viel Leidenschaft, dem Haus an den „Sanierungs-Kragen“ zu gehen. Wir investierten über zwei Jahre Arbeitszeit. Vieles an der Bausubstanz lag im Argen und etliche Pleysteiner mussten sich mit einbringen, um das Anwesen auf Vordermann zu bringen. Bei Maurerarbeiten entdeckte man dann einen Rundbogen und wir waren uns alle sofort einig, dass sich dieses Ambiente hervorragend für einen Vortragsraum eignen würde“, wirft Grete Reger ein. Sie ist seither voller Motivation als „Frontfrau“ zur Stelle und arbeitet gemeinsam mit Christa Walberer zusammen, wenn es um Planungen und Themen geht, die dem Arbeitskreis vorgestellt werden müssen.

Ein Suchen und Finden

Jedes Museum braucht Menschen und Ereignisse, die es prägen. Siegfried Poblotzki war so ein Mensch. „Als Heimatforscher und Chronist war seine Arbeit für uns alle von unschätzbarem Wert. Er war es, der die bekannten „Hallstattgräber“ fand und somit Pleystein zu einer Herberge einer außergewöhnlichen Entdeckung machte. Hauptberuflich war Siegfried unser Drogist vor Ort gewesen. Viele von uns sehen ihn noch geistig vor ihren Augen, wie er mit einem grauen Arbeitskittel bekleidet im Laden stand und Ware ausgab. Nebenher schien er immerzu Notizen über die mündlichen Überlieferungen seiner Kunden zu schreiben“, erinnert sich Grete Reger sehr gerne zurück. Ihm zu Ehren wurde auch ein „Poblotzki-Zimmer“ im Museum eingerichtet. Man nimmt an, dass er während und nach seiner Kriegsgefangenschaft begann, all die heute so wertvollen Aufzeichnungen zu dokumentieren. Scheinbar war es ihm Trost und Bedürfnis zugleich, in der Ferne die Geschichte seiner Heimat zu wahren. „Von Beginn an war es uns aber auch wichtig, nicht nur ein Heimatmuseum zu schaffen, sondern vor allem auch zu zeigen, was ortstypisch ist. Viele Menschen stellen uns noch heute ihre Antiquitäten zur Verfügung. Die dargestellte „gute Stube“ sowie die Küche wurde zum Beispiel seitens unserer Pleysteiner ausgestattet.

Nicht zu vergessen sind die Objekte der Familie Drabsch. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs führte der Fluchtweg der Familie Drabsch von Berlin nach Pleystein. Die Unternehmerfamilie baute sich hier eine zweite Existenz auf. Es gelang ihr eine Produktionsstätte für Batik, Kleider und Kindergartenmöbel aufzubauen. Heute kann man einige ihrer in Handarbeit bestickten Kleider in unserem Museum bewundern“, lässt uns Grete Reger ein original „Drabsch-Kleid“ in den Händen haltend wissen.

Mit dem in der Ortsmitte thronenden Kreuzberg, einem markanten und weit sichtbaren ca. 38 Meter hohen Rosenquarzfelsen, hat aber vor allem die Geologie und Mineralogie in Pleystein einen besonderen Stellenwert. In der Gegend wurde einst Eisenerz abgebaut und dann gab es im Zottbachtal die bekannten Hammerwerke, unweit die Fabriken zur Glasveredelung und den heute zertifizierten Glasschleiferweg“, erläutert Johann Walbrunn die Museumsthematik. Wegen der heimischen Gegebenheiten finden dreimal jährlich die sogenannten GEO-Tage zum Thema Mineralogie und Geologie statt. „Viele mineralische Fundstücke verdanken wir Ferdinand Lehner, unserem einstigen Braumeister, der auch Mineraliensammler war und unzählige Gesteinsstücke gesammelt hatte. Immer wenn baustellenbedingt eine Grabung stattfand, war Ferdinand zur Stelle“, wirft Johann Walbrunn lächelnd ein.

Tagsüber im Museum

Es ist immer Leben im Museum durch Führungen, Vorträge, wechselnde Ausstellungen und Aktionstage. Nach dem Motto „Museum bildet“ werden auch Schulklassen angesprochen. Dank des vielseitigen Jahresprogramms des Museumsarbeitskreises kann das Haus auf beste Weise unterhalten werden. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch die Infostelle des „Nationalen Geoparks Bayern-Böhmen“, womit eine gute Außenwerbung erzielt wird. Die Doppelnutzung des Gebäudes durch das Heimatmuseum mit seiner Abbildung der Stadtgeschichte sowie durch die Infostelle des GEO-Parks bildet eine perfekte Symbiose. „Für uns ist dieses Jahr besonders spannend, da sowohl das Stadtmuseum mit dem Arbeitskreis sowie der Geopark 20-jähriges Jubiläum feiern dürfen“, erzählt der Altbürgermeister. Überaus stolz ist man auch darauf, dass Pleystein von der Mineralogischen Staatssammlung München eine einzigartige Auslagerung an Exponaten zurückerhielt – was an Seltenheit kaum zu überbieten ist.

Als Kleinstadt unweit der Staatsgrenze – somit erste Anlaufstelle aus Tschechien oder letzter Außenposten Bayerns – hatte Pleystein schon immer viel durch die ehemalige „verbotene Straße“ zu erzählen und wird sicherlich auch in Zukunft auf sich aufmerksam machen können. Wir sind uns sicher, dass die Museumsvitrinen aufgrund der reichhaltigen Mineralogie bestimmt niemals leer stehen werden.