Oberpfälzer Urgebräu seit 1819

Mehr Oberpfalz in eine Flasche abzufüllen ist kaum möglich. Die Brauerei Püttner aus Schlammersdorf ist bekannt für die oberpfälzer Bierkultur. Seit sechs Generationen steht das Brauhaus für Regionalität, Heimatverbundenheit und bayerisches Lebensgefühl.

 

Geschäftsführer Johannes Püttner hat seit seiner Kindheit „Bier im Blut“. Heute werden in der Brauerei zwölf verschiedene Bier- und drei verschiedene Weißbiersorten produziert. Dank Juniorchef Jeremias Püttner kann die Familienhistorie sicherlich erfolgreich fortgeführt werden. Er ist bereits gelernter Braumeister und hat Erfahrungen in einer Großbrauerei in Ulm und einem fränkischen Betrieb gesammelt.

Altes Rezept wiederbelebt

Es ist beinahe so, als hätte man einen verloren geglaubten Schatz entdeckt. Mit dem Fund des 200 Jahre alten Rezeptes für das seinerzeit erste hell gebraute Vollbier der Püttners hat der Jungbrauer sicherlich viel Staub aufgewirbelt. Aber die Wiederbelebung dieses typischen urbayerischen Vollbieres hat sich gelohnt. „Wir haben lediglich das Etikett etwas modernisiert, das Rezept hingegen wird originalgetreu nachgebraut und trifft noch heute die Geschmacksnerven von Bierliebhabern“, erzählt Jeremias Püttner. Früher war es üblich, dass in einer Brauerei nur eine Sorte Bier produziert wurde. Erst später, vor etwa fünfzig Jahren, fing man an, eine zweite oder dritte Sorte anzubieten. So kam es, dass die besagte Rezeptur durch die stetig wachsende Vielfalt der anderen Biere abgelöst wurde.

Kulturgut Bier?

„Wir sehen Bier als Kulturgut an. Denn was verkörpert Bayern mehr als Bier? Wenn man einen Chinesen fragt, was er mit Bayern assoziiert, dann sind das meistens die Lederhose, die Brezen und eben das Bier“, erklärt der Seniorchef. Typisch für den Gaumengusto der Bayern und der Nordoberpfälzer ist das helle Pils. Es enthält sehr wenig Hopfen und ist äußerst mild im
Geschmack. „Auch wenn das Klima bei uns im Vergleich mit anderen Regionen etwas rauer ist, mögen die Menschen hier kaum bittere Biere“, weiß Johannes Püttner aus langjähriger Erfahrung.

Vom eigenen Land in die Flasche

Was aktuell wieder ein Wunsch vieler Verbraucher ist, praktizieren die Püttners schon seit langem. Ihre Rohstoffe werden nicht aus weit entfernten Ländern bezogen, sondern stammen aus ihrer eigenen Landwirtschaft. Sie wissen ganz genau, wo ihre Braugerste wächst und welcher Quelle ihr Wasser entspringt – nämlich regional und auf eigenem Boden. „Nachhaltigkeit hat bei uns Priorität, weswegen wir alle Zutaten außer Hopfen, der klimabedingt nicht bei uns angebaut werden kann, aus einem Umkreis von zehn Kilometern beziehen“, erklärt der Brauer stolz.

Craft Beer, Whiskey und andere scharfe Sachen

Auch moderne Biere sind bei den Püttners angesagt. Mit zwei verschiedenen Sorten Craft Beer und einem Sommerweizen bedienen sie die Geschmacksnerven der meist jüngeren Biertrinkerszene. Jeremias Püttner nimmt gerne Stellung zum aktuellen Trend: „Am Craft Beer ist nichts auszusetzen, es handelt sich um handwerklich gebraute Biere, die vor allem kleineren Brauereien einen Aufschwung gebracht haben. Teilweise ist der Trend jedoch übertrieben worden, indem einzelne Sorten mit oft zwanzig verschiedenen Hopfenarten vollgestopft wurden, sodass man nichts mehr herausschmecken kann“. Ein reines Geschmackserlebnis dürfte hingegen der hauseigene Whisky sein, der anlässlich des 200-jährigen Jubiläums des Brauhauses Püttner auf den Markt kommen wird. Seit 1998 besitzt die Familie ein Brennrecht und stellt mit viel handwerklicher Sorgfalt edle, hochprozentige Genüsse her.

Amerikas Disneyland und Deutschlands Brauereien

Wenn der Kreisrat und Brauereichef Johannes Püttner amerikanische Gäste durch sein Unternehmen führt, weist er gerne auf die bayerischen Traditionen hin, welche für den Erhalt unserer Bierkultur nötig sind: „Ihr habt das Disneyland und wir sind im Wunderland des Bieres mit ca. 700 Brauereien.“ Schöner könnte man es abschließend nicht sagen.