Etwas verwundert, aber freudig über den persönlichen Empfang überrascht, schütteln die Busreisenden den beiden Gastwirtinnen die Hand. „Schön, dass wir euch bei uns begrüßen dürfen“.
Man sieht Mutter Beate Hösl und Tochter Kerstin nicht an, dass sie schon seit vielen Stunden auf den Beinen sind, um bestens auf ihre Gäste vorbereitet zu sein. Unterstützt wird die Frauenpower von Beates Ehemann Johann und Schwiegersohn Andreas. Auf die helfenden Hände der ältesten Tochter und des Enkels Alexander sowie auf die Unterstützung der jüngsten Tochter kann ebenfalls bei Stoßzeiten immer gezählt werden.
Bei den Leinerbauern in Öd war schon immer ein Backofen vorhanden, aus dem Beates Schwiegermutter seinerzeit die Familie mit Brot versorgte. Nach deren Tod blieb der Backofen lange Zeit kalt, da die Familie alle Energie in die Arbeit ihrer Landwirtschaft investieren musste. Nachdem die Milchpreise immer weiter gefallen waren, fing Beate an zu backen und verdiente damit etwas Zubrot. „Unser Rezept war meine Schwester“, gibt Beate ehrlich zu und kann sich genau erinnern. „Meine Schwester hatte schon Brot gebacken und so haben wir ihre Rezeptur auf größere Kilozahlen hochgerechnet und mit der Zeit weiter verfeinert“. Dreizehn Jahre ist es jetzt schon her, dass die Knetmaschine zum festen „Teammitglied“ wurde und mit der Zeit immer mehr zu tun hatte. „Die ganze Arbeit hat sich im Keller abgespielt, weswegen ich im schönsten Sommer nie braun war“, lacht Beate und erzählt weiter. „Es war sehr anstrengend, alles in den Keller zu transportieren, die schweren Mehlsäcke und dann das ganze Brot wieder hinaufzutragen“. Schnell gesellten sich zu den privaten Kunden auch Gastronomiebetriebe dazu. Da der Backofen für die steigenden Bestellmengen zu klein war, buk man zweimal täglich. Tochter Kerstin, die hauptberuflich Zahnarzthelferin ist, half morgens vor ihrem Arbeitsbeginn und danach ebenfalls im Service der kleinen Leinerbauern-Wirtsstube aus.
„So konnte es nicht weitergehen“, gibt Kerstin offen zu. „Der Arbeitsaufwand der Landwirtschaft, das Brotbacken, die Wirtsstube, es wurde für uns alles zu viel. Es mussten neue Wege eingeschlagen werden – entweder alles auf Null setzen oder eine Sache im Vollerwerb und die andere reduzieren.“ Somit wurde die Milchwirtschaft auf eine Mutter-Kuh-Haltung umgestellt und zu dem kleinen Gastraum gesellte sich ein Anbau für 60 Sitzplätze dazu. Auch der Backofen durfte sich mit der Zeit immer mehr verschiedene Genüsse „einverleiben“, wie Flammkuchen, Pizza, Schweinshaxen, Rippchen – knuspriger Genuss garantiert.
Besucher des Vulkanmuseums in Parkstein, des Bohrturms in Windischeschenbach und der Hofkäserei Lang sowie
Einheimische schätzen das ehrliche Handwerk des Familienbetriebes. „Wer Familienfeiern, Geburtstage oder
weitere Festivitäten feiern möchte, muss rechtzeitig reservieren, da die Räumlichkeiten das ganze Jahr über ausgebucht sind“, so Johann Hösl. Aus der Region stammen sämtliche Zutaten, die Beate für die Herstellung ihrer Schmankerln benötigt. Der Roggen wird von dem Landwirt selbst angebaut und der Dinkel wird von einem benachbarten Bio-Landwirt bezogen. Man setzt auf Regionalität, schwört auf kurze Transportwege und die heimische Qualität. Die Transportwege sind den Hösls auch bestens bekannt. Mit ihrem mobilen Verkaufsanhänger bieten sie ihre Teigwaren auf Wochen- und Bauernmärkten an.
Mittlerweile ist auch ein mobiler Pizzaofen dazugekommen, welcher besonders bei Polterabenden, Geburtstagen oder Firmenevents zum Einsatz kommt.
Tochter Kerstin möchte zukünftig ganz in den elterlichen Betrieb einsteigen und ihn übernehmen. Neben der Bäckerei und der Wirtschaft wird auch die Tierhaltung von ihr weitergeführt und vielleicht auch von der nächsten Generation beerbt werden, sollte einer ihrer Jungen Landwirtschaft erlernen wollen. Die Ärmel werden also weiter auf dem Leinerbauern-Hof hochgekrempelt.