Wenn die fleißigen Bienen nach einem langen Arbeitstag nach Hause fliegen, erwartet Rudi Prölß sie schon sehnsüchtig. Seine Geschichte als Hobby-Imker beginnt im Jahr 1985: Durch einen Verwandten ist der heute 66-Jährige damals im wahrsten Sinne des Wortes angestachelt worden und hat sofort eine Leidenschaft entwickelt. „Die Imkerei ist so wunderbar abwechslungsreich und faszinierend“, schwärmt er. Als Imker müsse man sich den Gegebenheiten jeder Saison neu stellen und sich mit den Launen der Natur auseinandersetzen. Prölß sammelt auch alte Imker-Utensilien und Lehrschriften; stolz präsentiert er eine Bienenzeitung von 1914 oder auch eine Infobroschüre des Deutschen Imkerbundes aus dem Jahr 1963.
So wie die Bienen im Einklang mit der Natur leben, so natürlich begegnet ihnen auch der Imker. Wer Rudi Prölß in reinweißem Schutzanzug vor Augen hat, täuscht sich: Auf Schutzkleidung verzichtet der Kaltenbrunner schon lange. Schließlich kennt man sich ja. Der tägliche Treff an den Bienenkästen ist ein vertrautes Ritual geworden und hat die Bienen über die Jahre hinweg sanftmütig gestimmt. Auch Gäste müssen bei einem Besuch keine Angst vor einem Bienenstich haben – außer in der Vermehrungsphase oder wenn sich ein Unwetter ankündigt, das lässt die kleinen Brummer schon mal ungemütlich werden.
Mit einem strahlenden Gesicht erzählt der Hobby-Imker, dass die Frühjahrsernte „summ summarum“ 25 Kilogramm Beute – wie man die Honigernte auch nennt – bereithielt. 2018 verzeichnete er nahezu keinen Winterverlust, was auf ein insgesamt gutes und ertragreiches Jahr hoffen lässt. Bis zu 50 Kilogramm puren Naturhonig können die fleißigen Insekten pro Saison produzieren. Ehefrau Marianne (59) geht helfend beim Abfüllen und Etikettieren zur Hand. Die Pflege der 18 Bienenvölker in der eigenen Gartenanlage und auf dem Gelände des Imker- und Bienenzuchtvereins überlässt sie aber ganz und gar ihrem Mann.
Direkt am Kaltenbrunner Waldesrand lädt der Imker- und Bienenzuchtverein Kaltenbrunn mit einem Bienenpfad und mehreren Infotafeln des Naturparks Nördlicher Oberpfälzer Wald ein, sich über die Tiere und die umliegende Natur zu informieren. 25 aktive Imker gehören dem Club an und treffen sich in der Sommerzeit einmal monatlich im gemütlichen Vereinsheim, um sich auszutauschen. Rudi Prölß, der seit 14 Jahren Vorsitzender ist, lobt die intakte Gemeinschaft und den Zusammenhalt. „Mit der Bienenpflege kann grundsätzlich jeder ohne großes Vorwissen beginnen, denn das Wissen kommt mit der Praxis“, weiß er aus langer Erfahrung. Allerdings muss man spezielle Lehrgänge absolvieren, wenn man Honig in Umlauf bringen möchte. Glas, Deckel, Einleger und Etikett sind nämlich geschützte Warenkennzeichen des Deutschen Imkerbundes.
Prölß legt großen Wert darauf, dass sich seine Schützlinge wohlfühlen. Dass der Imker daher die Bienen- und Brutkästen in wind- und wettergeschützten Lagen platziert hat, hat einen guten Grund: Der Honig ist dadurch länger haltbar. Die Witterung wirkt sich nämlich wesentlich auf die Beschaffenheit aus: Je mehr Niederschläge es im Mai oder Juni gibt, desto flüssiger wird das Erzeugnis. Bei Prölß kommt der Honig so ins Glas, wie ihn die Bienen erzeugen. Nichts wird dem Naturprodukt hinzugefügt oder entzogen. Daher schmeckt auch jede Ernte je nach Saison ein wenig anders. Für den Imker steht immer fest: Nur aus reiner Qualität kann etwas richtig Gutes entstehen.
Auch Prölß beobachtet das viel zitierte „Insektensterben“ aufmerksam, schränkt es aber gezielt ein: „Das Insektensterben erkenne ich auch bei uns – Bienensterben kann ich hier in unserer Region aber glücklicherweise nicht feststellen.“ Seiner Meinung nach gehen die hiesigen Landwirte gewissenhaft mit der Natur um.