Weitläufige Koppeln, saftige Weiden und blühende Wiesen. Nah ist das Glockengeläut der Wallfahrtskapelle Maria Zell zu hören. Ein sanftes Wiehern und Schnauben löst das Geläut ab. Ein Gefühl von Freiheit und natürlichem Einklang steigt auf. So könnte das Szenenbild eines romantischen Romans aussehen. Nein: Wir drehen lediglich eine Runde um das Anwesen der Familie Grassler in Kirchenthumbach – eine Familie, die den Mut und auch den Willen hatte, Neues zu wagen.
Jahrzehntelang führten Katrin und Matthias Grassler eine gut gebuchte Pferdepension, vermieteten Pferdeboxen und sorgten sich mit Leib und Seele um das Wohlergehen ihrer anvertrauten Vierbeiner. Ein scheinbar durch und durch erfüllter Lebens- und Arbeitsalltag, wäre da nicht die Neurodermitis-Erkrankung ihres heute elfjährigen Sohnes Toni gewesen. Katrin Grassler erinnert sich genau zurück, wie viele Therapieansätze sie recherchierten, bis sie eines Tages von der angeblichen Heilkraft von Stutenmilch erfuhren. Der erste Gedanke von ihrem Mann: „So ein Schmarrn!“. Trotzdem bestellte der gelernte Umweltschutztechniker ein paar Liter gefrorene Milch aus dem Internet. Und siehe da: Die Rötungen und die Juckreize an Tonis Armen verschwanden. Die Ekzeme verheilten und kehrten nicht zurück. 2009 bestätigten sogar Ernährungswissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dass es sich bei Tonis Genesung um keinen Einzelfall handelt: „Regelmäßiger Genuss von Stutenmilch kann die Symptome von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa sowie Hauterkrankungen wie Neurodermitis deutlich lindern.“
Kaum jemand weiß, dass sich das weiße Gold der Stuten wesentlich von der Kuhmilch unterscheidet: Sie enthält weniger Keime, was an den antibakteriellen Inhaltsstoffen liegt und auch an der Euterbeschaffenheit oder der geringeren Melkfrequenz verglichen zur herkömmlichen Kuhmilchproduktion. Mit unter einem Prozent Fett, dafür aber mit rund sechs Prozent Milchzuckeranteil, wirkt sie für Personen mit Laktoseintoleranz jedoch sehr unverträglich. In der Gesamtzusammensetzung ist sie der menschlichen Milch nahe. Stutenmilch „trabt“ anfangs relativ süß um den Gaumen herum, „galoppiert“ aber im Nachgang recht nussig davon. Kein Vergleich also zum Geschmack von Kuhmilch. Qualitativ unterzieht sich die Stutenmilch der Grasslers zweimal pro Monat einem Labortest. Das beste Pferd im Stall? Davon haben die Grasslers gleich vier. Zweimal täglich und das an sechs Tagen in der Woche wird gemolken. „Wir sind glücklich, wenn es unseren Tieren gut geht. Daher melken wir nicht öfter – was wir tun könnten. Wir möchten ihnen keinesfalls wehtun und nutzen auch keine Fußfesseln, um sie beim Säubern der Zitzen oder beim Melkvorgang zu fixieren“, beschreibt Katrin Grassler.
Die Mengen an gewonnener Milch sind wesentlich geringer als herkömmlich bei Kühen. Pro Melkvorgang landet etwa ein Liter pro Stute im Topf. Im Schnitt produziert jedes Tier bis zu 25 Liter am Tag. Aber auch ihre Fohlen sollen ausreichend und natürlich versorgt werden. Da ohne Fohlen nicht die wertvolle Milch gewonnen werden kann, werden die Stuten nicht das ganze Jahr über gemolken. Die Grasslers legen großen Wert auf ein reines Naturprodukt und lassen die Finger von künstlichen Zusätzen oder gar Maßnahmen, welche die Leistungsfähigkeit der Stuten künstlich erhöhen. Ihre Milch ist und bleibt ein Rohprodukt, welches weder pasteurisiert oder mit Zusätzen versehen wird. Sie gelangt auf direktem Wege von der eigenen Abfüllanlage in 250 ml Flaschen und wird tiefgefroren. Danach ist sie knapp 365 Tage haltbar.
Familie Grassler weiß aus eigener Erfahrung, die Heilwirkung von Stutenmilch zu schätzen. Was liegt also näher, als dass Katrin Grassler mit reinem Gewissen den Schluck Milch für folgende Krankheiten empfiehlt: Neurodermitis, Hautproblemen, Schuppenflechte, Immunstärkung (zum Beispiel nach einer Chemotherapie), Magen- und Darmbeschwerden (zum Beispiel Morbus- Crohn), Stoffwechsel- und Kreislauferkrankungen, Asthma, Leberschwäche, Konzentrationsschwäche, Vitalitätsverlust, Muttermilch-Ersatz sowie Wechseljahresbeschwerden. Patienten mit Morbus-Crohn wird eine Dosis von ca. 250 ml täglich empfohlen.
Transparenz verbunden mit umfänglichem Tierwohl steht für Matthias Grassler an erster Stelle. Daher werden seit jeher alle Interessenten und Neukunden auf den Hof eingeladen, um sich selbst ein Bild zu machen. Für Allergiker gilt allerdings: schnell sein. Durch die Pollenbelastung im Frühjahr ist die Nachfrage nach ihren Produkten dann in dieser Jahreszeit so hoch, dass Neukunden eventuell nicht mehr bedient werden können. Eine Hofbesichtigung lohnt sich aber allemal, schon alleine um die Liköre oder Cremes zu testen, die extra anfertigt wird. Mit ihrer Stutenmilchproduktion haben die Grasslers ein sattelfestes Unternehmen gegründet.