Keine eigene Welt

Titelbilder-Beiträge-Nr9-SpeinshartKI

Wenn man im Kloster verweilt, darf man trotz der Reise in die Vergangenheit nicht den Sprung in die Zukunft verpassen. Daher tut es ganz gut, dass die stillen Räume zeitweise lauthals belegt werden.

„Man ist um eine moderne Weiterentwicklung bemüht, ohne die eine zukünftige Existenz nicht möglich ist. Mittlerweile ist das Kloster sowohl eine Stätte des Glaubens als auch der Kultur und Begegnung. Es heißt Gruppen willkommen, die hier Tagungen, Schulungen oder Vorträge in einzigartiger Kulisse durchführen können. 

Die Abtei ist schon lange keine eigene Welt mehr. Seit 2012 genießt Speinshart einen großartigen Ruf eines klösterlichen Gastgebers. Vor allem das Bayreuther Publikum fühlt sich von dem außergewöhnlichen Ambiente angezogen. Besonders beliebt sind in den Sommermonaten die musikalischen Klosternächte, bei denen sich der Innenhof als stimmungsvoller „Konzertsaal“ zeigt und namhaften Musikern eine Bühne bietet. Musik ist in der Kirche schon immer ein wichtiger Bestandteil, was auch Pater Adrian Kugler auf ganz persönliche Weise auslebt. „Vor einigen Jahren schlossen sich Musikanten meiner Idee an, eine Kapelle zu gründen und seither musizieren wir „Klosterbläser“ auf verschiedenen Festen in und um Speinshart“, erzählt der Geistliche voller Freude. „Ja, und wenn unser Pater Adrian in der Musikkapelle mitspielt, dann ist das schon immer etwas ganz Besonderes für die Leute“, wirft Bürgermeister Nickl augenzwinkernd ein. Auch in der Winterzeit spiegelt die Abtei durch den künstlerisch spirituellen Weihnachtsmarkt das wider, was Speinshart ausmacht: vereinte Gegensätze.

Um all das zeitweilige Treiben möglich zu machen, bedarf es aber auch hilfreicher Unterstützung. „Wir schätzen uns sehr glücklich, dass sich die Menschen um uns so bemühen und wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Besonders das Team des Fördervereins steht uns in allen Belangen zur Seite“, führt Pater Adrian dankend an. Dass sich die Menschen so einsetzen, liegt
sicherlich auch daran, dass die fünf Patres des Klosters ein Teil der örtlichen Bevölkerung sind. Die Ordensbrüder leben nicht zurückgezogen hinter den heiligen Mauern, sondern sind wichtige Mitglieder der Gemeinde. Man feiert zusammen, bespricht sich und ist sich immer nahbar. „Meine Mitbrüder und ich gehören dem Prämonstratenserorden an. Vom Heiligen Norbert 1121 gegründet, legen wir schon immer sehr viel Wert auf Gemeinschaft und Seelsorge. Wir Prämonstratenser leben in Kanonien, also in selbstständigen Häusern. Das gemeinsame Leben in der Abtei, das Gebet und die kooperative Tätigkeit in der Seelsorgearbeit sind die drei wesentlichen Schwerpunkte unseres religiösen Lebens“, gibt uns Pater Adrian einen Einblick in den Orden.

Kultur kostet Geld

„Der Erhalt des Klosters und die Eingliederung als Begegnungsstätte sind ein enormer finanzieller Kraftakt, der gestemmt werden muss. Wir Politiker sind seit Jahren darum bemüht, dies alles auf gesündere Füße zu stellen. Aber Kultur kostet immer Geld. Das Kloster kann das auf die Dauer nicht alleine tragen, weswegen wir versuchen müssen, die gegebenen Räumlichkeiten noch intensiver zu nutzen. Es sind viele Ideen im Gespräch. 

Eine sehr faszinierende Bereicherung wäre die Unterbringung eines Begegnungs- und Wissenschaftszentrums mit Schwerpunkt KI, also künstlicher Intelligenz, unter Federführung des Freistaates Bayern“, visioniert Albert Nickl. Wir fragten Pater Adrian, ob denn künstliche Intelligenz mit Glauben kombinierbar sei? „Das Zusammenspiel empfinde ich als sehr packend. Mit ethischen Maßstäben Impulse zu geben, könnte spannend werden und es ist immer lehrreich, sich mit neuen Ansätzen auseinandersetzen zu können. Dieses Haus und der Glaube sind für vieles offen und wir ansässigen Patres gehen diese Wege gerne mit“.

Wer diesen kreativen Ort, dessen Ambiente den Geist freimacht, regelmäßig nutzt, ist die Ostbayerische Technische Hochschule (OTH Amberg-Weiden). Für sie bildet das Kloster einen innovativen Lernort mit viel Raum für effektiven Rückzug. „Es ist ein ständiger Entwicklungsprozess, was wie genutzt werden kann. Das Kloster steht im Wandel der Zeit. Einer meiner schönsten Gedanken ist, dass der Klosterhof einmal zu einer Art Campus wird und sich dadurch nochmals das ganze Erscheinungsbild verändern würde“, dreht der stellvertretende Landrat die Uhr geistig weit voraus. 

Nicht nur die Speinsharter „Klosterfamilie“ ist um ihr Juwel bemüht, sondern auch die Universität Bayreuth. Professor Aldo Faisal engagiert sich mit der Ausarbeitung des Konzeptes „Wissenschaft- und Begegnungszentrum Speinshart“ für verschiedenste Mittel und Wege, um die Abtei zu unterstützen. Das Projekt wurde seitens des Landtages mit 300.000 Euro Fördergeld bewilligt. Und ohne den Landtagsabgeordneten und Vorsitzenden des Fördervereins, MdL Tobias Reiß, wäre das alles nicht möglich. Er ist der “Motor” dieses Zukunftsprojektes. Ein Kloster voller Vergangenheit mit viel Zukunftspotential.

Nach unserem offenen und willkommenen Gespräch mit den „Engeln des Klosters“ bleibt uns nur noch übrig, von Herzen Gottes Segen zu wünschen.