Dieser Anblick ist wahrscheinlich der schönste Lohn, den Markus Schaller für seine Arbeit ernten kann: Wir stehen vor einem knallgelben Sonnenblumenfeld und fühlen uns durch die Schar von strahlenden Blumenkindern wie von der Erde geküsst. Wir wollen mehr über den „Blumenmann“ wissen und haben ihn auf dem Hof in Bibershof bei Pleystein besucht.
Schnell erklärt sich uns, dass der 42-Jährige nicht nur ein Händchen für Pflanzen besonderer Art, sondern auch ein großes Herz für artgerechte Tierhaltung besitzt. Auf seinem rund 400 Jahre alten Gehöft, das er zusammen mit Frau Kathrin und dem 19-jährigen Sohn Jonathan im Nebenerwerb bewirtschaftet, lassen sich Schweizer Edelschweine und Limousin-Rinder friedlich weidend
beobachten.
Als Markus im Jahr 2017 den Hof von seinen Eltern übernahm, war dies der Beginn für die Verwirklichung seiner Visionen. „Was oft generationsübergreifend vorgelebt wird, ist grundsätzlich nicht schlecht und vermittelt einen wertvollen Erfahrungsschatz. Es ist aber ebenso wichtig, nicht stillzustehen, sondern auch neue Denkweisen zuzulassen und unbekanntes Terrain zu betreten. Die Hofübernahme war für uns ein geeigneter Zeitpunkt, den Mut für Neues aufzubringen. So stellten wir den Betrieb zeitgleich auf ein ökologisches Konzept um. Die heutigen Möglichkeiten haben es zugelassen, anders zu wirtschaften und für mich persönlich ging damit ein tief in mir wurzelndes Anliegen in Erfüllung. Ich war noch nie begeistert, Felder und Wiesen mit Pestiziden zu bearbeiten. Heute ist unser wichtigster Dünger der natürliche Mist unserer Tiere. Dennoch muss man schon auch erwähnen, dass die Erträge, beispielsweise in regenreichen Jahren, oft geringer sind, weil dann Unkraut noch schneller wächst und es die Ernte beeinträchtigen kann. Um dies einzudämmen, bauen wir permanent Zwischenfrüchte an, damit der Boden kontinuierlich begrünt wird“, erklärt der Bio-Landwirt.
Früher war es ganz selbstverständlich, dass die Bauern die Landbevölkerung im Direktvertrieb mit Lebensmitteln versorgten. Dies ging allerdings im Laufe der Zeit verloren und somit auch der unmittelbare Bezug der Menschen zum Erzeuger. In den letzten Jahren jedoch trifft die Direktvermarktung wieder vermehrt den aktuellen Zeitgeist, denn es steht nicht nur Regionalität immer mehr im Mittelpunkt, sondern auch die Frage nach der Herkunft der Nahrungsmittel. Die Schallers stellen sich der Herausforderung der Direktvermarktung und nutzen dabei auch die enge Bindung zu ihren Kunden. „Natürlich ist der Zeitaufwand eines Hofverkaufes nicht zu unterschätzen und etwas kommunikative Liebhaberei muss auch an den Tag gelegt werden“, verrät Markus schelmisch.
„Wir führen unseren Bauernhof nach den biologischen Richtlinien von „Naturland“. Unsere Kunden wissen diesen Mehrwert sehr zu schätzen und interessieren sich besonders für die Transparenz unserer Arbeitsabläufe. Wir können die Haltungsweise unserer Tiere offenlegen, alles über die Schlachtung preisgeben und schlussendlich sogar direkt auf Kundenwünsche reagieren, denn jeder einzelne Kunde ist für uns ganz privat.
Wir wollen dementsprechend auch unser Angebot gestalten und haben nichts zu verbergen“, so der Bio-Landwirt. Als vor sieben Jahren der Umbruch am Hof stattfand, änderte sich damit auch die Bewegungsfreiheit der Rinder. „Heute haben wir eine Art Kombinationshaltung für unsere Muttertiere. Einerseits sind unsere Rinder nicht mehr im Stall angebunden, sondern genießen von April bis etwa Ende September die frische Luft auf der Weide. Andererseits ziehen sie dann über die Wintermonate gerne in unsere Stallungen ein, denn die andauernde Nässe mögen die Tiere nicht. Die Kälber bleiben bis zu acht Monate bei ihren Mutterkühen, deren Milch ausschließlich zur Aufzucht ihrer Jungen dient. Die Schlachtung der Tiere übernimmt für uns die Bäuerliche Schlachtgenossenschaft Moosbach.
Eine erwünschte Zukunftsoption wäre für uns die Hofschlachtung. Wir arbeiten gerade mit dem Veterinäramt zusammen, damit wir zumindest die Tötung der Tiere bei uns auf dem Hof vollziehen dürfen, da wir die Rinder so wenig wie möglich dem Stress eines langen Transports zum Schlachthof aussetzen möchten. Wenn das Fleisch den Reifeprozess von vierzehn bis dreißig Tagen vollzogen hat, zerlegen und vakuumieren wir die Teile je nach Kundenwunsch. Die Vermarktung erfolgt direkt über unseren Hofverkauf. Dank unseres Kühlraums können Kunden auch zu späterer Stunde ihre Order abholen. Bestellungen werden ganz einfach über eine eigens dafür gegründete WhatsApp-Gruppe abgewickelt“, lässt uns Markus wissen. Auch die Schweine der Rasse Schweizer Edelschweine haben auf dem Hof sprichwörtlich „sauviel Glück“, denn auch für sie gilt: Das Tier muss sich zeitlebens wohlfühlen.
In seinem Tun hat Markus seine berufliche Heimat und persönliche Erdung gefunden. Dass er über einen experimentierfreudigen Charakter verfügt, kommt ihm darüber hinaus sehr entgegen.
„Ich weiß noch genau, als wir das erste Mal Hanf, Lein und Sonnenblumen anbauten. Inzwischen wissen wir, worauf es dabei ankommt und können unseren Endverbrauchern oder weiterverarbeitenden Kunden, wie zum Beispiel Georg Forster von der gleichnamigen Bio-Bäckerei Forster in Windischeschenbach, eine kontinuierlich gute Qualität bieten. Um die Vitamine zu erhalten, füllen wir unser Sonnenblumenöl ungefiltert ab“, berichtet der Ökologe. Für den Nutzhanf und den Mohn ist zudem eine Anbau- und Ernteanzeige nötig. Zuzüglich braucht man für den Mohnanbau eine Genehmigung der Bundesopiumstelle.
Selbstverständlich werden jährlich stichartig Proben hinsichtlich des CBD-Gehaltes im Hanf entnommen. Wer die reinen Bibershof-Öle gerne genießen möchte, kann sie auch im Marktladen in Waldthurn oder im Naturkostladen „Hollerbirl“ in Neustadt a. d. Waldnaab erwerben. Nach unserem Gespräch können wir Markus Schaller gerne zum Botschafter eines offenen Stallfensters ernennen. Durch seinen vollen Einsatz für das Tierwohl und seine erfolgreiche Wirtschaftsweise dürfen seine Konsumenten ganz bewusst darauf vertrauen: Da kommt’s her.