Der wohl kritischste Sinn des Menschen ist der Geschmack. Familie Lang aus Oed bei Kirchendemenreuth weiß, womit man den Gaumen kitzeln kann: Mit Schmankerln aus ihrer Hofkäserei.
Seit 1992 ist das Anwesen, dessen Geschichte bis ins Jahr 1732 zurückgeht, im Familienbesitz. 2005 öffnete schließlich die Hofkäserei ihre Pforten.
Käse zu produzieren, hatte anfangs betriebswirtschaftliche Gründe. Bis Mitte der 1990er-Jahre durfte ein landwirtschaftlicher Betrieb nur ein festgelegtes Maximalkontingent an Milch an die Molkereien abgeben. Dies war Anlass für Renate Lang, aus der überschüssigen Milch ihren hauseigenen Butter und Käse zu produzieren. Gerne verwöhnte sie damit auch Freunde und Bekannte. „Als meine fünf Kinder dann zumindest vormittags aus dem Haus waren, habe ich eine Molkerei angemeldet“, erinnert sich die 49-Jährige. Auch ihr Bruder Alfons, der in Parkstein eine traditionelle Bauernmetzgerei führt, riet der Schwester zu diesem Schritt.
Seit diesem Entschluss hat sich einiges auf dem Lang-Hof getan. „Auf vieles waren wir anfangs gar nicht vorbereitet“, erzählt die Landwirtin. Ehe die Käserei starten konnte, galt es, etwaige rechtliche und hygienische Rahmenbedingungen zu klären und zu erfüllen. Wenn man heute den Hof besucht, ist alles da, was die Besucherherzen höher schlagen lässt: ein Hofladen, ein Bewirtungsraum für ca. 80 Personen, Sanitäranlagen und selbstverständlich auch die 22 Milchkühe, die vor allem von den kleinen Gästen mit großen Augen bestaunt werden. Renate Lang weiß, wie viel Zeit und Energie alle Familienmitglieder in das „Hier und Jetzt“ gesteckt haben. Als damals die Kunden immer mehr die Direktabholung vom Hof wünschten und die Nachfrage von Busunternehmen nach einer Käsereibesichtung anstieg, entwickelten sich alle Um- und Anbauten nach und nach zwangsläufig.
Neben den drei Angestellten, die während der Woche helfen, packen am Wochenende alle Familienmitglieder fleißig mit an. Einmal monatlich, jedoch nur mit Reservierung, öffnet das Gasthaus für die Öffentlichkeit. Ansonsten steht der Gastraum für private Feiern und Veranstaltungen zur Verfügung. Das Fleisch stammt aus der eigenen Schlachtung oder aus der Metzgerei des Bruders. Die Langs entschleunigen gerne für ihre Gäste die Hektik des Alltags: „Unsere Gäste sollen Zeit beim Essen haben, daher vergeben wir jeden Platz nur einmal.“ Ruhe vom Alltagsstress gönnen sich die Gastwirte selbst an einem Sonntag im Monat: „Dieser Tag gehört dann ganz der Familie, da sind alle da und die Wirtstüre bleibt verschlossen.“
Die Langs schätzen ihre Milchlieferanten und legen daher sehr viel Wert auf das Wohl ihrer Kühe. Je nach Wind und Wetter dürfen ihre Schützlinge auf der Weide grasen oder sich im Stall über Gras oder Heu freuen. Silage steht nicht auf deren Speiseplan. Das eingelagerte Gärfutter gibt an die Milch letztlich Gerbstoffe ab und übersäuert die Tiere. „Das wäre, als wenn wir den ganzen Tag Sauerkraut essen würden“, so die Bäuerin. Die hohe Produktqualität kommt also nicht von ungefähr. Auf dem Hof werden die Tiere wie früher gehalten. Bei der herkömmlichen Landwirtschaft wird den Kühen eine Milchproduktion von rund 40 Litern pro Tag abverlangt, mit durchschnittlich 25 Litern geben sich hingegen die Langs zufrieden. Sie setzen damit auf das Tierwohl und die längere Lebenszeit der Wiederkäuer.
Für das Gesamtkonzept des Betriebes ist die Bio-Zertifizierung mehr als schlüssig. Den bürokratischen Mehraufwand und die jährlichen strengen Prüfungen nimmt die Familie gerne in Kauf. Für die Unternehmer ist „Bio“ nicht nur eine Auszeichnung, sondern ein Siegel für pure Natürlichkeit: die Philosophie ihres Tuns. Renate Lang lebt für ihr Handwerk, die Zufriedenheit ihrer Kunden und den Zusammenhalt ihrer Familie – ein Betrieb mit Herzblut und Seele.