Schon alleine bei dem Wort „Wellness“ gehen sicherlich bei vielen die „Verwöhn-Alarmglocken“ los: Eingewickelt in flauschigen Handtüchern auf bequemen Liegen in erholsamer Atmosphäre zu relaxen ist schon eine verlockende Vorstellung. Dass allerdings Bienen für „Wellness-Feeling“ pur
sorgen können, ist keine Traumvorstellung, sondern reine Wahrheit.
„Bitteschön Bienen!“
Wenn ein vierzehnjähriges Mädchen immer wieder mit viel Charme ihrem Papa nahelegt, dass Bienen ihr allergrößter Wunsch wären, kann selbst ein auf Bienenstiche hochallergischer Vater letztendlich nicht mehr „Nein“ sagen. Roland Wolf aus Kleinpoppenhof bei Leuchtenberg verfiel vor etlichen Jahren den Überzeugungskünsten seiner Tochter. Auch Angelika Meier stand dem neuen „Familienzuwachs“ offen gegenüber. Heute ist das kleine bienenverliebte Mädchen selbst Mutter, wohnt in München und hat den Bienenstock quasi in der Heimat hinterlassen. In München imkert sie jedoch weiterhin und auch ihre zwei Kinder teilen bereits die Leidenschaft zur Imkerei mit großer Freude.
Inzwischen sind die Bienen nicht mehr aus dem Alltag der beiden Hobbyimker wegzudenken. Zur großen Erleichterung haben sich Rolands hochallergische Reaktionen auf Stiche stark minimiert, was auf den täglichen Kontakt mit den Insekten zurückzuführen ist.
Zweitschönstes Waldgebiet Deutschlands
Das angrenzende naturgeschützte Lerautal, in welches die unzähligen Bienen von Kleinpoppenhof aus hinunter schwirren dürfen, könnte für sie nicht einladender sein. Die vollends unberührte Flora mit wild wachsenden Himbeeren, Brombeeren, Schwarzbeeren und einer immensen Pflanzenvielfalt liefert den fleißigen kleinen Sammlerinnen beste Bioqualität für die Herstellung ihres Honigs. Angelika und Roland profitieren ebenfalls von dem Naturschutzgebiet, da sie ihren Kunden qualitativ hochwertige Naturprodukte wie den Wald- und Blütenhonig, den Salbeihonig oder das alkoholfreie Kittharz-Propolis anbieten können. „Besonderer Beliebtheit erfreuen sich unsere Bienenwachstücher, die aus einer alten Tradition hervorgehen. Wir bügeln auf Baumwoll- und Leinenstoffen hauchdünn Bienenwachs auf. Mit diesen Tüchern kann man fast alles verschließen und man ersetzt dadurch umweltschädliche Alu-Folien. Nach dem Gebrauch lassen sich die Stoffe unter einem Wasserstrahl reinigen und nach dem Lufttrocknen wiederverwenden. Nur rohes Fleisch oder zwiebelhaltige Speisen decke ich damit nicht ab“, erklärt Angelika fachkundig.
„Bienenluft-Wellness“
Es ist sehr wohltuend, wirkt lange nach, bringt eine naturverbundene Auszeit und erdet ungemein. In Roland Wolf kommt immer wieder große Freude auf, wenn seine Gäste mit solchen Aussagen ihre Empfindungen äußern. Für Angelika ist es eine Bestätigung, dass ihre eigene Erfahrung kein Einzelfall ist. Viele Jahre lang war die Imkerin mit chronischen Erkältungen geplagt – bis zu dem Zeitpunkt, als sie täglich im Bienenstock arbeitete. Heute ist für sie Schnupfen eher ein seltener Untermieter. Aus dieser Erkenntnis heraus hat sich das Paar entschieden, leidensgeplagten Asthmatikern, Neurodermitikern und stresskranken Menschen eine Art „Bienenluft-Wellness“ anzubieten. „Es tut gut zu erleben, dass es den Leuten danach besser geht oder dass sich Kinder nicht mehr ständig auf der gereizten Allergikerhaut kratzen müssen“, erzählt Angelika freudig.
Keine „Dampfplauderei“
Wenn die Bienen den Nektar in ihren Bau tragen, ist dieser noch flüssig. Im Bau angekommen würgen ihn die Sammlerinnen aus ihrem Honigmagen wieder heraus. Die Arbeitsbienen übernehmen anschließend die Weiterverarbeitung. Immer mehr Speichel wird beigemischt. Zudem wird der Nektar im Honigmagen einer Biene mit Fermenten angereichert. So wird er immer dickflüssiger. Es befindet sich jedoch immer noch zu viel Wasser im Honig. Daher trocknen ihn die Insekten durch Schlagen ihrer Flügel. Durch diese Bewegungen entsteht Wärme und ein Wasserdampfgemisch, welches reichhaltig an ätherischen Ölen aus Pollen, Duftstoffen, Blütenfarbstoffen und Phenolen ist. Dann ist es Zeit für die Imker, die Deckel der Bienenstöcke gegen Filter auszutauschen, durch welche die Gäste mittels einer Maske den süßlichen Dampf einatmen können – ein Wellness-Programm nicht auf der bekannten Massage-Liege, dafür aber inmitten herrlicher Natur. Jeder Gast bekommt vorab seine eigene Maske, die zu jedem Besuch mitgebracht werden muss. Die Ergebnisse sind beeindruckend und wirken sich auch positiv auf die Stimmungen der Personen aus. Von Heuschnupfen geplagten Menschen rät das Paar zu acht bis zehn Sitzungen. Großes Augenmerk richten die beiden Imker darauf, dass jede Sitzung nur maximal 20 Minuten pro Bienenvolk dauert, um nicht zu sehr in das Klima des Bienenstockes einzugreifen und die Tiere zu überlasten. Ein lukratives Geschäftsmodell möchte das sympathische Paar nicht daraus machen. Für beide ist der Gedanke, Menschen mit der „Flügel-Power“ ihrer Honigbienen zu helfen, wertvoller als davon zu profitieren.