Womit füllt sich ein Kessel, wenn ein Genussliebhaber seinen Jugendtraum und Enthusiasmus hineinschüttet? Mit echten Floßer Bieroriginalen – echt leidenschaftlich, echt oberpfälzisch.
Wo sich 1974 die letzten Fässer Bier der damals ortsansässigen Brauerei „verrollten“, füllen sich seit vier Jahren wieder Kisten mit süffigen, malzigen Geschmacksrichtungen.Der Markt Floß hat dank Ludwig Koch einen neuen Braumeister vor Ort und damit auch viele Sorten Bier. Was Ludwig Koch „kocht“, ist inzwischen heiß begehrt. Man könnte sagen, dass in seinem Blut seit seiner Jugend Gerstensaft fließt. Mit zwölf Schulfreunden und seinem jetzigen Kollegen Fabian versuchte er sich schon in jungen Jahren als Braumeister. „Ich habe immer noch den Geschmack auf der Zunge, wenn ich an unser erstes selbst gebrautes Bier aus dem Glühweintopf denke. Es war einfach ungenießbar,“ erzählt Ludwig lachend. Schnell verabschiedeten sich die Freunde vom Brauen. Die damit verbundene Arbeit schmeckte ihnen mit der Zeit nicht mehr, sodass nur noch Ludwig seiner Berufung treu blieb. Nach dem Abitur und dem Zivildienst ging er in die Lehre bei einer größeren Brauerei. Ein Studium wäre für ihn nicht in Frage gekommen. Zu sehr war in ihm der Drang nach dem Handwerk und nach der Aktivität des Brauens und des Ausprobierens.
In der Küche eines befreundeten Wirtes begann der Braumeister mit den ersten Produktionen. Es dauerte nicht lange, bis die Nachfrage nach dem heimischen Bier so groß wurde, dass eine größere Abfüllstation nötig wurde. Nach langer Suche und aufwendiger Umgestaltung konnte der Vollblutwirt die ehemalige traditionsträchtige Metzgerei am Ort als das „Brauhaus Floß“ eröffnen. Sehr idyllisch am Flüsschen Floß gelegen, fühlen sich die Besucher heute wie in Klein-Venedig, wenn sie im Freien ein frisch gezapftes Bier genießen oder von der Bierstube hinaus in die herrliche Natur blicken.
Wir wollten wissen, woher der Trend zu den kleinen Manufakturen kommt. „Die Leute wurden im Laufe der Zeit immer sensibler, woher ihre Lebensmittel oder Genussmittel stammen. Die Kontakte zu den Herstellern werden immer wichtiger und auch das „In-den-Kessel-Schauen“ ist sehr interessant“, erklärt Ludwig. Für ihn ist es daher ganz selbstverständlich, Events wie Braukurse anzubieten und den doch ziemlich großen Aufwand der Bierherstellung den Menschen aufzuzeigen. An Fans mangelt es dem Floßer Brauhaus nicht. So kommt es vor, dass Ansässige wild gewachsenen Hopfen aus dem Sauerbachtal oder vom Waldnaabufer pflücken und die frischen Zutaten direkt dort abliefern. Auf diese Weise entstand auch eines der beliebten Monatsbiere, der „Wilde Flosserer“. Selbst traditionsverbundene Biertrinker lassen sich gerne neue Biersorten einschenken. „Insgesamt kann ich auf bis zu siebzig Sorten Bier zurückgreifen, wobei davon immer sieben verschiedene im Umlauf sind“, klärt uns der Wirt auf. Zu seinen treuesten Kundinnen zählt auch die 90-jährige Bewohnerin im oberen Stock des kleinen Gasthofes. Wer das mit viel Leidenschaft und oberpfälzer Herz gebraute Bier frisch aus dem Zapfhahn genießen möchte, darf sich auch über ein vielseitiges Unterhaltungsprogramm freuen. Ob Bierdinner und -tastings oder auch Konzerte, die Veranstaltungsideen gehen Ludwig Koch nicht aus. Er selbst genießt es, direkt an der Arbeitsfront zu stehen und ist dankbar seinen Traumberuf ausüben zu können. Der jährliche „Bier-Adventskalender“ oder die Produktion limitierter Biereditionen mit kundengebundenen Flaschenetiketten sind gefragte Besonderheiten des Hauses. Was dem Brauer allerdings nicht mehr auf die Flasche kommt, ist ein Fußball-Etikett. „Das größte Eigentor haben wir geschossen, als wir zur WM 2018 ein extra dafür gebrautes Bier mit Spezialetikett auf den Markt brachten. Erstmals seit 70 Jahren schied Deutschland schon in der WM-Vorrunde aus und keiner wollte mehr mit diesem Bier anstoßen“, verrät uns Ludwig. Auf die nächsten erfolgreichen Jahre im „Floßer Brauhaus“ stoßen wir allerdings gerne mit an.