Friede. Freude. Eierkuchen.

Elfriede Balk spricht jeden Tag mit ihren Hühnern. Hinter dem, was auf den ersten Blick ein Stück esoterisch erscheint, steckt eine ganz seriöse Betriebsphilosophie. Im östlichen Landkreis zwischen Pleystein, Moosbach und Waidhaus, liegt das ruhige Dörfchen Burkhardsrieth. Dort führen Elfriede und Karl Balk eine Landwirtschaft als Vollerwerbsbetrieb. Wo vor rund zwanzig Jahren noch ein klassischer Milchbetrieb war, sind heute rund 6000 Hühner in Freilandhaltung zuhause. Als der Branchentrend um die Jahrtausendwende verstärkt einsetzte, immer weiter zu expandieren, haben sie sich bewusst dafür entschieden, neue, andere Wege zu gehen.

 

Elfriede Balk ist immer zur Stelle auf dem Grießlhof. Sie stammt ursprünglich aus Mittelfranken und absolvierte eine Lehre als ländliche Hauswirtschaftshilfe und eine Ausbildung zur staatlich geprüften Dorfhelferin. Durch den Besuch der Landwirtschaftsschule in Weiden, lernte sie ihren Mann Karl kennen und lieben. Der Pfad der Liebe führte zum Grießlhof und zum Beruf der Bäuerin. Die drei Kinder, Fabiola, Marlene und Alexander treten in die Fußstapfen ihrer Eltern, so oft es ihre Jobs zeitlich zulassen. Neben der Familie selbst packen noch zwei weitere Aushilfskräfte mit an, um das große Arbeitspensum zu stemmen. Sohn Alexander, der als Schreinermeister arbeitet, möchte den elterlichen Betrieb zukünftig mit seiner Frau Michaela übernehmen.

Jeder packt mit an

Momentan bringt sich jedes Familienmitglied auf seine Art ein. Tochter Fabiola als Mediengestalterin, kümmert sich zum Beispiel um alle Werbemittel, um sich auf Märkten und Veranstaltungen präsentieren zu können. Die besten Organisationsgespräche beginnen meistens mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch. Bei den Balks gibt es zum Glück einen großen Tisch. Denn dort spielt sich so einiges ab. „Bei Spannungen ist das Allerwichtigste, dass man sich zusammensetzt und miteinander spricht“, weiß Elfriede Balk aus Erfahrung. Über die Familien-WhatsApp-Gruppe lässt sich ganz schnell organisieren und koordinieren.

 

Glückliche Hennen dürfen nicht nur im Freien gackern sondern auch gesundes Futter picken. „Nicht jeder Teil unserer Arbeit wird geldlich honoriert, aber zu wissen, dass es den Tieren an nichts fehlt, entschädigt für Vieles.“ Elfriede Balk steht zu dieser Aussage. So wird beispielsweise das Futter mit angekeimtem Weizen angereichert, um den Hühnern eine ausgewogene Ernährung jenseits des herkömmlichen Futters zu bieten. Die Tierhaltung ist für Familie Balk eine Frage der eigenen Haltung zum Tier.

 

Die Haupteinnahme des Hofes stellt der Verkauf der Eier dar. Dazu kommt der Verkauf von Fleisch aus eigener Schlachtung. Der Transportstress zu den Schlachtereien bleibt den Tieren erspart. Garantiert ist damit auch, das Fleisch im frischesten Zustand zu erwerben. Auf dem Grießlhof nimmt man sich die Freiheit, die erlegten Hühner, Gänse oder Enten nur als ganze Tiere an die Kunden abzugeben. Dies beruht auf der Einstellung zur Wertigkeit eines Lebewesens. Anders als oft in der industriellen Verarbeitung praktiziert sollen alle genießbaren Körperteile in der Küche verwertet werden – ein vorbildlicher Ansporn an die sogenannte „Wegwerfgesellschaft“, Produkte und Lebewesen der Nahrungskette mehr zu schätzen.

 

Die Freilandhaltung ist für Familie Balk nicht nur eine achtsame Art, gesunde Lebensmittel zu produzieren, sondern auch Teil eines Gesamtkonzeptes. „Wir müssen manchmal auch Kunden enttäuschen, wenn schon alles aus der Frischetheke verkauft ist“, gibt die heimliche Hof-Chefin zu. Dafür wird gelegentlich ein „Trost-Stamperl“ von den selbst gebrannten Likören ausgeschenkt. Auch Marmeladen und Produkte aus der „alten Hausapotheke“ wie Seifen, Cremes oder Öle können dann als „Entschädigung“ dienen.

„Geschnattere“ ist wirklich oft auf dem Hof zu hören. Gemeint ist hier jedoch nicht das des lieben Federviehs, sondern ein Dialektgewirr aus Nah und Fern. Vom berlinerischen „kiek, dit jefällt ma“ oder fränkischen „des Giegerla is fei schäi“ bis zum italienischen „puro idil“. Ja, auf dem Grießlhof trifft sich internationales Ferienpublikum. Vor allem für Kinder ist das Hofgeschehen das Paradies auf Erden. Damit es den Touristen an nichts fehlt, haben die Balks ein Vier-Sterne-Gästehaus mit Ferienwohnungen gebaut und zählen zu den zertifizierten „Urlaub auf dem Bauernhof“- und „Kinderland“-Wohlfühlorten. Gerade Kinder aus Großstädten gegenüber der Landwirtschaft zu sensibilisieren, ist der Gastgeberfamilie besonders wichtig. Für die kleinen zukünftigen Verbraucher eröffnet sich oft eine ganz neue Welt. Die Besucher können bei der täglichen Arbeit zusehen oder auch freiwillig mit anpacken. Am Abend das eigene gebackene Brot zu genießen, ist meistens der krönende Abschluss eines langen Bauernhoftages.