Schokolade hilft immer: bei Liebeskummer, bei Schlechtwetter-Laune, bei Langeweile, bei Fern- und Heimweh, bei „Ich danke Dir“, bei „Ich liebe Dich“, bei Einsamkeit oder bei einer Überraschung.
Wer darüber hinaus einfach nur Naschhunger hat, darf sich in Windischeschenbach wie im Schlaraffenland fühlen. Herrscher über das dortige Schoko-Paradies ist Bäcker- und Konditormeister Markus Welsch. Wenn man seinen Laden betritt, der liebevoll „Schokoranch“ genannt wird, steigt einem ein herrlicher Duft von süßen und auch pikanten Aromen in die Nase. Was 1989 mit der Herstellung von 60 Pralinenkugeln begann, beläuft sich mittlerweile auf 61 verschiedene Sorten Pralinen und 110 Arten unterschiedlichster Schokoladentafeln. Es ist also nicht nur der feine Geruch, der in der Luft liegt, sondern auch die verführerische Auswahl, welche in der Tat an das Schlaraffenland erinnert. Es war die Liebe zur Süßigkeit und auch das Drängen der Ehefrau, was den sympathischen Oberpfälzer zur Selbständigkeit und Eröffnung der „Schokoranch“ veranlasste.
Gummistiefel braucht man keine, wenn man die Welschs auf ihrer Ranch besucht. Dennoch könnte man bei dem Namen „Schokoranch“ vorerst an einen Stall voller Tiere denken. Es sind allerdings keine Stallungen, sondern Regale voller tierischer Schokofiguren wie etwa Kühe, Eulen, Schwäne, Bären und sogar Nilpferde, die namensgebend für den Laden sind. „Um die Figuren herzustellen, wird jede Form dafür per Hand mit flüssiger Schokolade ausgemalt. Zuerst werden die bunten Farben aufgetragen, dann wird mit Vollmilchschokolade ausgepinselt, wobei aber keine Blasen vorhanden sein dürfen. Wenn die Vollmilchschokolade dann fest ist, wird die Form zusammengeklammert und je nach Größe drei- bis viermal ausgegossen“, erklärt uns Markus fachmännisch. Selbst bezeichnet er sich als Schokoladenmaler und gibt zu, dass die Herstellung anfangs gar nicht so einfach war. „Ich musste viel Lehrgeld bezahlen, habe Schulungen besucht, mich in Bücher eingelesen, auf Messen von anderen Backmeistern gelernt und schlussendlich selbst viel experimentiert. Die richtige Temperatur der Schokolade ist ganz entscheidend. Ist sie zu warm, wird sie nicht fest, ist sie zu kalt, wird sie grau“, gibt uns der Konditor einen Einblick in sein Handwerk. „Die besseren Geschmacksknospen allerdings hat meine Ehefrau und ich bin auch sehr glücklich, dass sie sich um die ganzen Verpackungen kümmert“, erzählt Markus weiter.
Wenn bei den Welschs eine neue Praline oder Schokotafel kreiert wird, dann dürfen diese von einigen Stammkunden vorab kulinarisch getestet werden. Zu den beliebtesten Sorten zählen die Rumtopfschokolade oder gerade zur Weihnachtszeit die Chilischokopraline und die Curry-Safran-Trüffelpraline mit karamellisiertem Sesam. Auch die Zoiglpraline, mit einem 58-prozentigen Zoiglbrand intus, zählt zu den Rennern. Bei der großen Auswahl dürfte allerdings für jeden Geschmack eine süße oder pikante Gaumenfreude zu finden sein. Auch für Junggesellinnen- und Junggesellenabschiede oder Hochzeiten hat der „Maestro“ einiges an erotischen Süßigkeiten als Partygags „in petto“. In den Herbst- und Wintermonaten haben natürlich die Lebkuchen Hochsaison. Selbstverständlich ist ein Welsch-Lebkuchen zu hundert Prozent handgemacht. Besonders der hohe Anteil an regionalem Honig macht sie so schmackhaft. Etwas stolz berichtet der Bäcker, dass sogar Kunden aus Nürnberg seine Lebkuchen bestellen.
Markus Welsch ist von September bis Mai hauptberuflich „Schokoladenmeister“, wobei er nebenher noch als Taxifahrer tätig ist. Weil der kulinarische Freigeist aber immer auf der Überholspur des guten Geschmacks fährt, ist er den Sommer über mit einem mobilen Pizzaofen unterwegs, in dem selbstverständlich süße Pizzas gebacken werden.
Für Firmen ist es eine schöne Art, ihren Kunden mit einer feinen Schokolade oder Praline Danke zu sagen. Dafür bietet die Schokoranch auch an, die Schokotafeln mit dem Firmenlogo zu versehen. Regionalität liegt dem Ehepaar sehr am Herzen. Soweit es die Zutaten zulassen, wird bei der Herstellung auf regionale Produkte wie Honig, Liköre und Gewürze zurückgegriffen. Auch Fair-Trade-Handelswaren werden bevorzugt und von Firmen eingekauft, welche keine Kinderarbeit auf den Schokoplantagen zulassen. Ein „Rancher“ also mit einem Herz aus Schokolade und für Schokolade.