Schwärmen für die Königin

Eine idyllisch gelegene Waldlichtung inmitten des bayerischen Staatsforstes ist ihr Zuhause. Das örtliche Klima ist zwar etwas rau, aber ihre Majestäten, die Königinnen, samt Gefolge haben sich bestens akklimatisiert.

 

Wenn Imker Josef Kick über seine Bienen spricht, kommt der hauptberufliche Mauerer-Meister schnell ins Schwärmen. Er liebt seine stacheligen „Majas“ und blickt auf eine lange Freundschaft zu den Insekten zurück. Durch die Imkerei seines Vaters lernte er schon im Kindesalter, mit den fleißigen Tieren umzugehen. „Wenn ein Gewitter aufzog, waren die Bienen der alten Landrasse „Dunkle Biene“ oft ganz aufgewühlt und stachen gerne zu“, erinnert sich Josef Kick an seine Kindheitstage zurück.

Geliebter Nebenerwerb

Der heute 58-Jährige nutzte im Jahr 2000 die Chance, seinem Nebenerwerbs-Hobby mehr Zeit widmen zu können. Er reduzierte seine Vollzeitanstellung als Bauleiter auf eine Halbtagsanstellung, um seine Imkerei auszubauen. Als „Honigjäger“ bezeichnet er sich dennoch nicht, es sei vielmehr die Freude am Tun und an der Zucht der Königinnen. Stolz erzählt der Imker, dass einige seiner Bienen-Königinnen sogar bis nach Bulgarien oder Italien zum Austausch reisen durften. Unterstützt wird Josef Kick von seiner Ehefrau. Sie ist zuständig für die Dekoration der Honiggläser und für das Gießen der Kerzen, bei denen sie auf über 100 verschiedene Gießformen zurückgreifen kann.

Alles im grünen Bereich

So herrlich goldig der „Waldblütenhonig“ der Kicks in den Schraubgläsern schimmert, so viel natürliches Grün steckt in jedem einzelnen Pott. „Reine Sortenhonige wie zum Beispiel den Kastanienhonig kann man örtlich nicht produzieren, dafür wären größere artenreine Baumbestände nötig. Als Nachteil sehe ich das aber nicht, denn gerade die vielfältige Zusammensetzung macht für mich den Geschmack aus“, erklärt Josef Kick. Um den Reinheitsgrad seiner Produkte prüfen zu lassen, schickt der Imker jährlich ein Test-Glas in die Universität Hohenheim ein und freut sich wegen der immerzu besten Testergebnisse.

Im Einklang mit der Natur

Die Mehrzahl seiner Bienen der Rasse „Carnica“ leben in Altenstadt an der Waldnaab, bei einem etwa zwei bis drei Grad wärmeren Klima als im weiter östlich gelegenen, klimatisch raueren Reinhardsrieth. Ursprünglich stammt diese Bienenrasse aus dem österreichischen Kärnten, weswegen der Imker auch immer wieder Königinnen mit dortigen Imkern austauscht. Eine Biene aus Norddeutschland könnte hier zum Beispiel wegen ihrer fehlenden Winterfestigkeit nicht leben.

Rollendes Bienenhotel

Vor drei Jahren hat sich Josef Kick seinen Lebenstraum erfüllt. Mit fünfzig Bienenvölkern im Gepäck überwinterte er sechs Wochen lang in der Lüneburger Heide. „Auch wenn es davon vier Wochen regnete, war es ein unvergessliches Erlebnis. Es war gar nicht so einfach, die nötigen Genehmigungen der Behörden und Veterinärämter für die Ein- und Ausreise und den Standplatz vor Ort bewilligt zu bekommen“, erinnert sich der Imker.

Fliegende Landschaftspfleger

Die fleißigen Insekten sind wahre Landschaftspfleger. Sie bestäuben nicht nur Obstplantagen, sondern auch Wildpflanzen und Bäume. Würde keine Bestäubung stattfinden, gäbe es schließlich keine Früchte. In China oder Kalifornien muss aufgrund der großflächigen Monokulturen die Bestäubung durch menschliche Hand vorgenommen werden. „Wenn bei uns die Raps-, Löwenzahn- oder Obstblüte vorbei ist, haben die Bienen über eine lange Zeitspanne nur wenig Futter. Würden nicht Waldhimbeeren oder Brombeeren wachsen oder die Nadelbäume Honigtau spenden, müssten die Tiere sogar gefüttert werden“, gibt der Fachmann zu bedenken.

Honig ist nicht gleich Honig

Oft wird der Imker gefragt, welcher Honig denn der beste sei: „Tatsächlich ist es nicht nur eine Geschmacksfrage, sondern auch eine Überlegung wert. Für Pollenallergiker ist es zum Beispiel wichtig, regionalen Honig zu verzehren. Die darin in geringen Mengen enthaltenen Pollen wirken desensibilisierend auf allergische Reaktionen.“ Mit dem Ausschwärmen der Bienen endet unsere Stippvisite, Josef Kick aber lauscht noch ein wenig dem Gesumme nach.