Es ist schon etwas ganz Besonderes, den Mann persönlich kennenzulernen, den so viele Menschen zu gemütlichen Fernsehabenden auf dem Sofa „in den Händen halten“.
Josef Zielbauer aus Heumaden (Markt Moosbach) ist ein bekanntes Werbegesicht. Wer könnte besser für ein Produkt stehen, als dessen Urvater selbst? Das hat sich auch der Neunburger Chips-Hersteller Lorenz vorbildlich zu Herzen genommen und setzt für Marketingzwecke seiner „HofChips“ weder auf Schauspieler noch Berufsmodels, sondern auf Josef Zielbauer, der seit über 30 Jahren selbst ein verantwortungsvoller Kartoffellandwirt ist. Vier Kartoffelbauern wurden seinerzeit zum Casting eingeladen. Der Heumadener Landwirt machte nicht nur zum Spaß mit, sondern auch aus der Motivation heraus, sein regionales Produkt bestmöglich zu vermarkten. Nach vier Wochen bekam er dann die „Model-Zusage“ – mitsamt seinem Traktor aus dem Baujahr 1963. Geschummelt wurde für die Werbezwecke lediglich hinsichtlich der Farbe des Oldtimers, der in Wirklichkeit grün statt rot ist. „Die Chips werden allerdings nicht mit dem Bulldog ausgeliefert“, erzählt der Landwirt schmunzelnd, „der kommt höchstens einmal im Jahr aus der Scheune, um damit ins Wirtshaus zu fahren“.
Seit Kindheitstagen lebt der Chef des landwirtschaftlichen Betriebes für den Kartoffelanbau. Schon seit Generationen wird der Hof in selbiger Form bewirtschaftet. Dennoch hat sich über die Jahrzehnte vieles verändert. So ist mittlerweile der Klimawandel zu einem ernsten Problem geworden. Die Kartoffeln benötigen in der Hauptwachstumsphase, wenn sie blühen und die Knollen Volumen bilden müssen, besonders viel Wasser. Die Knolle alleine besteht aus über 80 Prozent Wasser. Ende April bis Mitte Mai ist die Landwirtsfamilie samt Helfern beschäftigt, die „Erdäpfel“, wie sie in der Oberpfalz heißen, zu „stecken“. Nach etwa vier Wochen keimen die Pflanzen dann im Boden aus. Vierzehn Tage später zeigen sie sich mit schönen Stöcken. Von Juni bis einschließlich August gedeihen dann die beliebten Knollen, die sich später in köstliche Mahlzeiten verwandeln lassen.
„Technisch hat sich im Vergleich zu früher vieles getan. Heute geht mit dem Einsatz der modernen Maschinen alles schneller. Einst wurden große Mengen an Speisekartoffeln angebaut. Mein Vater und Großvater erlebten noch die schlechte Zeit, weit weg vom heutigen Konsumüberfluss. Wenn sie den Keller voller Kartoffeln hatten, dann sagten sie immer „die Winterzeit ist gesichert“, was sehr beruhigend war“, erinnert sich Josef zurück. Auf dem Zielbauerhof wird die Ernte von etwa 500 Tonnen bei einer Temperatur von 4 Grad eingelagert. Vor Frost müssen die Knollen jedoch geschützt werden, denn sonst würden sie einen süßlichen Geschmack annehmen.
Die Zielbauers setzen auf eine 5-gliedrige Fruchtfolge. Damit soll der Boden bestmöglich fruchtbar erhalten werden. Jährlich auf demselben Acker Kartoffeln anzubauen, ist nicht möglich, da die Pflanzen nicht selbstverträglich sind. Um Krankheiten und Qualitätsverluste zu vermeiden, wird in einem vierjährigen Zeitabstand angebaut – anders etwa bei Mais, der in dieser Hinsicht recht unempfindlich ist. „Man ist nur Pächter eines Landes, keiner kann etwas mitnehmen. Land gesund zu erhalten, zu pflegen und schlussendlich weiterzugeben, war und ist schon immer meine Lebenseinstellung“, philosophiert Josef.
Das ganze Aufgebot, das große Team und der enorme Aufwand für die Kürze eines Werbespots stellten vor vier Jahren ein aufregendes Erlebnis für den „Chips-Star“ dar. Gedreht wurde auf einem alten Bauernhof – mitsamt inszeniertem Hoffest. „Drei Tage von früh bis spät wurde jede Szene gefühlt zehnmal aufgenommen“, lässt uns Josef daran teilhaben. Lachend meint er weiter: „Man gewöhnt sich aber schnell daran, auch ans Schminken.“ Dennoch bleibt er bodenständig und wird tief im Herzen kein Schauspieler, sondern Kartoffellandwirt bleiben.
Für die Verarbeitung zu Chips benötigt man eine gewisse Sorte dieser Knollen. „Die Kartoffel muss nach dem Bad in der Fritteuse die Farbe behalten und sie muss beim Kauen krachen“, erklärt der Fachmann. Die Gegend rund um Moosbach ist als „Kartoffelhochburg“ bekannt. 1970 wurde in Eslarn die noch heute existierende Genossenschaft gegründet, die seinerzeit von rund 50 Landwirten beliefert wurde – heute allerdings von nur noch 21 Bauern. Für kleinere Betriebe lohnt sich der Arbeitseinsatz und Aufwand nicht. Die großen Maschinen, die heute eingesetzt werden, bringen hohe Anschaffungskosten mit sich, die auch eine dementsprechende Betriebsgröße erfordern. Als Zweitberuf ist der Kartoffelanbau ungeeignet, da dieser zu viel Zeit in Anspruch nimmt.
Rasten können die Zielbauers in der Tat nicht. „Im März wird das Pflanzgut aufbereitet, dann geht es vier Wochen lang weiter mit dem Kartoffel Anpflanzen. Wir können nur kurz durchatmen, um uns dann um den Pflanzenschutz und die Düngung zu kümmern. Danach bringt die Getreidewirtschaft viel Arbeit bei der Bestandsführung mit sich. Währenddessen gehen die Kartoffeln auf, wonach die Vermehrungsbestände per Handarbeit von kranken Stauden bereinigt werden müssen, was etwa 14 Tage in Anspruch nimmt. Nun beginnt der dringend notwendige Pflanzenschutz. Abgelöst wird diese Arbeit von der Getreide– und Rapsernte. Der Monat September gehört wiederum überwiegend der „Kartoffelarbeit“. Die Aussaat von Wintergerste, Dinkel und Weizen erfolgt anschließend. Die Felder für den Frühjahrsanbau pflügen und die Maschinen reinigen nimmt die Zeit vor Weihnachten ein. Nach den Feiertagen verbringen wir dann die Tage mit Waldarbeit“, klärt uns Josef Zielbauer über seinen arbeitsintensiven Jahreslauf auf. „Und bis du schaust, geht dann alles wieder von vorne los“.
Am Ende unseres Hofrundganges bringt uns Josef noch zum Staunen: „Wisst ihr, dass man aus drei Kilogramm Kartoffeln im Höchstfall ein Kilogramm Chips erhält?“. Die Frage, ob die fehlenden Kilos später auf den Hüften wieder auftauchen, konnte uns Josef allerdings nicht abschließend beantworten.