Es gibt Museen, die für Menschen lediglich schlichte und einmalige Begegnungsstätten sind. Und dann gibt es ein Museum, das für viele eine süffige, wiederkehrende Zusammenkunft ist – eine Begegnungsstätte von Brau- und Heimatkultur. Vergangene Künste, Kulturwerte und Geschichten haben es heutzutage oftmals schwer, sich bei Alt und Jung zu erfreuen.
Besonders schön ist es dann zu sehen, dass sich die Schätze und Exponate des Heimatvereins Eschenbach e.V. wunderbar dekorieren lassen und sich eine gut gelaunte Gesellschaft daran erfreut. Heimat kann so nah sein. Wir trafen den ersten Vereinsvorsitzenden Karlheinz Keck, der uns mit auf eine besondere Schatzsuche nahm.
„1885 gründete sich der Verein, der anfangs jedoch mehr auf den Tourismus ausgelegt war und im Laufe der Zeit öfter unter einem anderen Namen auftrat. In den Fünfzigerjahren entwickelte sich dann ein Heimatverein daraus, der aber in den Sechzigern in einen Dornröschenschlaf verfiel. Erst in den Siebzigerjahren wurde der Verein von einigen jungen Männern wieder „wachgeküsst“, taucht Karlheinz Keck in die Entstehungsgeschichte ein. Er war einer der damaligen „Prinzen“ und ist seither aktiv im Kulturleben tätig.
Beim Taubnschuster vereinen sich drei unter einem Dach, die nicht besser zusammenpassen könnten: Museum, Kulturhof und Zoiglwirtschaft – drei, die einzeln nie so erfolgreich sein könnten, wie sie es gemeinsam sind.
Wer das altehrwürdige Haus betritt, ist dem Himmel gefühlt ganz nahe. Eine einzigartige Sammlung historischer Zoiglsterne lädt zum Verweilen, Betrachten und Genießen ein. „Im Jahr 1987 verstarb der Landwirt, der das Anwesen mit dem Hausnamen „Taubnschuster“ bewirtschaftete. Wahrscheinlich setzte sich der Name aus den weiteren Berufen des Landwirts zusammen: Schuster, Bierbrauer und Postbote.
Das Anwesen wurde an eine nachbarschaftliche Familie vererbt – und zufälligerweise war der Erbe Schriftführer unseres Vereins. Aus gemeinschaftlichen Gesprächen entstand die Idee, das Gebäude für unseren Heimatverein zu nutzen – und so mieteten wir kurzerhand die Räumlichkeiten. Die Besitzerfamilie und Mitglieder beteiligten sich an der Restaurierung. Die verstorbenen Besitzer waren zeitlebens nicht nur geschichtsbewusst, sondern auch eine der letzten Eschenbacher Kommunbrauer – was auch den heutigen Zoiglausschank erklärt. Man nimmt an, dass die Mauern noch ursprünglich sind. Die schriftlich älteste Erwähnung des Hauses stammt aus dem Jahr 1644“, erklärt Karlheinz Keck wissend.
Seit 1994 an den Verein vermietet, ging das Anwesen durch Kauf im Jahr 2015 an die Stadt Eschenbach über, die das Haus sanierte und eine weitere Nutzung als Museum ermöglichte. Der Verein hatte sich zwischenzeitlich einen Namen gemacht und konnte dadurch auch Förderungen seitens der Regierung einholen. „Für unser Erfolgsmodell war von Anfang an wichtig, dass wir ein offenes, aktives Haus schaffen. Viele Museen suchen nach Wegen, wie sie die Menschen zu Besuchen motivieren. Die einheimische Bevölkerung sieht sich normalerweise das örtliche Museum einmal an, das war es dann aber auch. Ein zweites Mal zu kommen, ist oft uninteressant. Daher strickten wir um unser Museum Veranstaltungsprogramme, wie Rockabende, Jazzkonzerte, Lesungen, das Oberpfälzer Musikantentreffen, Ferienprogramme für Kinder und natürlich den Zoiglausschank.
Der Innenhof bietet sich für diese Events geradezu perfekt an. Besonders zur Winterzeit verwandelt er sich zu einer romantischen Idylle und beherbergt unseren Adventsmarkt mit ausgesuchtem Kunsthandwerk und regionalen Genüssen. Bei allen Veranstaltungen ist das Museum geöffnet und zeigt neben seiner Dauerausstellung stetig wechselnde Sonderausstellungen“, schwärmt der hauptberufliche Apotheker und faszinierte „Museumswächter“ Keck. Das Bier für die Zoiglstube wird
vom örtlichen Kommunbrauverein produziert.
Besonders stolz ist man auf das ausgezeichnete, große Archiv, das weit mehr als 10.000 Bilder, Nachlässe und Schriftzeugnisse umfasst. Inzwischen vereinigt mit dem Eschenbacher Stadtarchiv, kann man also auf einen großen geschichtlichen Fundus zurückgreifen. Gerne bringen sich die Vereinsmitglieder auch als Berater für Stadt, Bevölkerung und Geschichtskunde ein. Auch die Zusammenarbeit mit Hochschulen oder dem Kloster Speinshart ist für den vom Bezirk Oberpfalz und bayerischen Heimatministerium ausgezeichneten Verein wichtig.
Als wir Karlheinz Keck abschließend fragten, für was im Museum denn sein Herz besonders schlüge, verriet er schmunzelnd: „Es sind viele kleine Dinge vor Ort, die mich erwärmen, aber im wahr-sten Sinne des Wortes ist es der kleine Holzofen.“ Wir wünschen allen „Taubnschustern“ ein immerzu loderndes Sammlerherz für all die stummen Schätze, die so vieles erzählen können.